Deutsche Politologin: Selensky ist ein Mann des Systems mit Verbindungen zu Oligarchen

Deutsche Politologin: Selensky ist ein Mann des Systems mit Verbindungen zu Oligarchen

Die für die deutsche Friedrich-Naumann-Stiftung in der Ukraine und Weißrussland zuständige Expertin, Beate Apelt, äußerte sich in der Deutschen Welle (DW) zu den Ergebnissen der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen in der Ukraine.

Nach den ersten Daten zu urteilen, gewann Vladimir Selensky die Wahl mit der gleichen Punktzahl, mit der der einfache Lehrer Vasily Goloborodko in der Comedyserie Der Diener des Volkes über Nacht zum Präsidenten wurde – mit 73 Prozent der Stimmen.

Es scheint, dass Millionen von Ukrainern sich für Selensky entschieden haben, indem sie ihn einfach mit Goloborodko verwechseln. Auf eine Frage der DW, ob zwischen dem Bild von  Goloborodko und  Selensky Widersprüche bestehen, antwortete Apelt: „Selensky ist nicht Goloborodko. Beide trennt ein Widerspruch. Einige Skeptiker sprechen von der Unreife der ukrainischen Gesellschaft und weisen darauf hin, dass die Ukrainer eine virtuelle Figur als Präsidenten wählen. Sie wissen nicht, für wen sie stimmen, sie denken nur an Goloborodko. An eine einfache Person, „eine von ihnen“, die alles anders machen wird.

„Aber Selensky komme auch aus dem System. Er ist wohlhabend und hat Verbindungen zu Oligarchen, vor allem zu Igor Kolomoisky. Vieles deutet darauf hin, dass diese Bindungen über das gemeinsame Geschäft hinausgehen. Selensky ist keine einfache Person aus dem Volk, in deren Bild er in der Serie erscheint“, so Apelt.

Interessant für die Bewertung von Selensky werde das Ausmaß seiner Unterstützung in der Korruptionsbekämpfung, insbesondere des Antikorruptionsgerichts. Das sei eine Schlüsselreform für den russischsprachigen, nicht pro-russischen ukrainischen Politiker, der sich als proeuropäisch positioniert hat.

„Wenn der Präsident den Korruptionsbekämpfungsstellen erlaubt, unabhängig zu arbeiten, kann dies die Bestrafung hochrangiger Beamter wegen Korruption zur Folge haben. Das wäre ein großer Schritt nach vorne. Angesichts der Verbindungen zwischen Selensky und Kolomoisky bestehen jedoch Zweifel, wie konsequent er diesem Weg folgen wird. Von der wahren Natur der Beziehung zwischen den beiden hängt alles ab. Je näher sie sich sind, desto unwahrscheinlicher wird Selensky der Vernetzung staatlicher und geschäftlicher Interessen von Einzelpersonen ein Ende setzen.“

Die The New York Times schrieb, der Sieg des 41-jährigen Komödianten Wladimir Selensky würde, wenn er offiziell bestätigt wird, der Ukraine den ersten jüdischen Präsidenten geben. Ein krasser Bruch mit dem politischen und geschäftlichen Establishment von Poroschenko, das auf nationalistische Slogans wie „Armee, Sprache und Glaube“ gesetzt hat.

Die renommierte Investigativ-Journalistin Jelisaweta Ossetinskaja unkt  bereits: „Wie können die Propagandisten die Ukraine jetzt noch als faschistischen Staat bezeichnen, wenn der Präsident nun ein Jude ist“?

Eduard Dolinsky, Direktor des Ukrainischen Jüdischen Rates, nutzte umgehend die Gunst der Stunde und betonte öffentlich, dass die Ukraine „das einzige Land der Welt ist, mit Ausnahme von Israel, wo der Präsident und der Premierminister Juden sind.“

[hub/russland.NEWS]

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