Deutsch-russisches Projekt in betrieblicher GesundheitsfürsorgeMetschnikow Universität St. Petersburg

Deutsch-russisches Projekt in betrieblicher Gesundheitsfürsorge

[von Hartmut Hübner] Wissenschaftliche Wege und organisatorische Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung der wichtigsten infektiösen und nichtinfektiösen Erkrankungen, aber auch gesundheitlich Risiken am Arbeitsplatz waren Gegenstand der russisch-deutschen online-Konferenz „Prävention 2020“, an der rund 600 Ärzte, Wissenschaftler, Ökonomen, Behördenvertreter und Studenten teilnahmen.

Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von der St. Petersburger Staatlichen Medizinischen Metschnikow-Universität, Partner auf deutscher Seite war das Koch -Metschnikow-Forum, mit dem sich seit 2004 eine fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt hat.

Der thematische Bogen der über 80 eingereichten Beiträge spannte sich vom Kampf gegen die Corona-Pandemie über Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz bis zu Fragen der gesunden Ernährung.

Der Rektor der Metschnikow-Universität und Leiter des Kuschakowski-Lehrstuhls für Krankenhaustherapie und Kardiologie, Prof. Dr. med. Sergej Sajganow, eröffnete die Plenarsitzung mit einem Vortrag über die Umsetzung von Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von COVID-19 an einer medizinischen Hochschule. Der Rektor sprach ausführlich über die Erfahrungen der Metschnikow-Universität bei der Organisation von Schulungen, der Aufnahme von Patienten, der Freiwilligen-Arbeit während der Pandemie sowie bei der Organisation des zweiwöchigen Monitorings von 781 Personen in einem Studentenwohnheim.

Die Strategie und das Vorgehen der russischen Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadzor im Kampf gegen COVID-19 erläuterte deren stellvertretender Leiter Wjatscheslaw Smoljenskij. Wie er mitteilte, wurden in Russland bislang mehr als 70 Millionen Coronavirus-Tests durchgeführt. Damit sei die Föderation Weltspitze. Das Testvolumen nahm auch in Zeiten sinkender Inzidenz zu. Auf dem Weg zur Herdenimmunität von etwa 70 Prozent schwanke die derzeitige Quote je nach Region zwischen 5 und 60 Prozent. In Moskau seien inzwischen 50 Prozent der Einwohner immun. Ein wichtiger Aspekt der Arbeit von Rospotrebnadsor sei die Aufklärung der Bevölkerung über das Virus und die Vorbeugung einer Erkrankung daran, betonte Smoljenskij.

Die Rolle der öffentlichen Gesundheitsfürsorge zur Verhütung von Epidemien, einschließlich der neuen Coronavirus-Infektion, erläuterte der stellvertretende russische Gesundheitsminister PhD. Oleg Salagay und verwies auf das föderale Projekt „Stärkung der öffentlichen Gesundheit“.

Die Direktorin des Nationalen Medizinischen Forschungszentrums für Präventivmedizin des russischen Gesundheitsministeriums und korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. med. Oksana Drapkina, informierte in ihrem Vortrag über Risikofaktoren und Komorbiditäten in der ärztlichen Praxis.

Wie die Metschnikow-Universität im Rahmen des föderalen Projektes „Hochschule – Region“ im Nordwesten Russlands zur Verbesserung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung beiträgt, machte der Vizerektor für die Entwicklung der regionalen Gesundheitsfürsorge sowie Leiter des Lehrstuhls für Präventivmedizin und Gesundheitsschutz, Prof. Dr. Alexander Melzer. Er verwies insbesondere auf die die Bereitstellung ärztlicher Mitarbeiter für die regionalen Gesundheitseinrichtungen.

Über das deutsch-russische Forschungsprojekt zur Einführung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in deutschen Firmen in Russland sprach Prof. Barbara Lachhein. Die Medizinwissenschaftlerin und Dozentin an der Essener Universität leitet seit fünf Jahren dieses Vorhaben und führte aus, dass im Unternehmen Siemens Gasturbinen Gorelowo im Jahre 2018 ein betriebliches Gesundheitsschutz-Management eingeführt wurde. Die Allianz-Niederlassung St. Petersburg erarbeitete für ihre Unternehmenskunden einen Katalog prophylaktischer Maßnahmen zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz.

Wie der Eigentümer des Unternehmens Pröpster Blitzschutztechnik Neumarkt/Bayern, Johann Pröpster, berichtete, untersuchte im vergangenen Jahr eine Doktorandin von der Petersburger Metschnikow- Universität anhand des Work Ability Indes (WAI) die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter und die Gesundheitsrisiken in seinem Betrieb. Es zeigte sich, dass im Rahmen des Programmes zur Gesundheitsfürsorge der Lärmbelastung und Gefährdungen für den Bewegungsapparat begegnet werden muss. Diese Erkenntnisse wurden, wie er hervorhob, kurzfristig in die entsprechenden präventiven Maßnahmen umgesetzt.

Das Projekt der betrieblichen Gesundheitsfürsorge wird, wie der Vorsitzende des Koch-Metschnikow-Forums (KMF), Prof. Dr. med. Helmut Hahn, bestätigte, in enger Zusammenarbeit mit der Metschnikow-Universität und unterstützt durch das Koch-Metschnikow-Forum fortgeführt werden. Er hob hervor, dass die russische Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor das Projekt zur Verbesserung der betrieblichen Gesundheitsfürsorge als Modell für ganz Russland eingestuft hat. „Dieses Vorhaben reiht sich ein in die vielfältigen Formen unserer Zusammenarbeit seit 2006 in zahlreichen Gebieten der Medizin, von der Bekämpfung der Tuberkulose, über Projekte in der Onkologie bis zur Pflege. Mit unserer wissenschaftlichen Kooperation, dem Studentenaustausch und dem institutionellen Kontakt fördern wir in dieser politisch komplizierten Zeit das gegenseitige Verstehen und miteinander Gehen“, resümierte Hahn.

[hh/russland.NEWS]

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