Das Tschernobyl-Unglück in der Wahrnehmung der Russen: 20 Jahre danach

Auch 20 Jahre nach dem Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl sehen ihn die meisten Russen (82 Prozent) als die schwerste technische Katastrophe des 20. Jahrhunderts an.
Dies ergab eine Studie des Moskauer Meinungsforschungsinstituts WZIOM. Der Unfall ereignete sich am 26. April 1986 in Tschernobyl (Ukraine).

Doch das Tschernobyl-Syndrom lässt allmählich nach. Hatten im Jahr 2001 etwa 74 Prozent der Befragten die Wiederholung einer solchen Katastrophe für möglich gehalten, so sank ihr Anteil 2006 auf 63 Prozent. Vor allem Jugendliche sind optimistisch eingestellt und halten ein neues Tschernobyl für kaum wahrscheinlich oder für unmöglich.

Lediglich 19 Prozent der Russen befürworten den Verzicht auf die Atomenergie. 27 Prozent der Befragten vertraten die Meinung, dass Russland nicht genug Kernkraftwerke habe und neue errichten müsse, während 42 Prozent die jetzige Anzahl der Kernkraftwerke in Russland für optimal hielten.

Je höher der Ausbildungsgrad der Befragten, desto geringer der Anteil derjenigen, die für einen Verzicht auf die „friedliche Atomenergie“ plädieren.

48 bis 49 Prozent der Interviewten setzten sich dafür ein, den Schwerpunkt auf umweltfreundliche Energiequellen wie Sonne, Wind, Gezeiten- oder geothermale Energie zu verlagern.

Ebenso wie für die meisten Europäer ist der Umweltschutz für die meisten Russen wichtiger als die wirtschaftliche Entwicklung. Doch in Russland gibt es deutlich mehr Leute, die glauben, dass die Menschheit die Naturressourcen ausbeuten darf (65 Prozent sind dafür, 33 Prozent dagegen; in der EU: 43 Prozent sind dafür, 53 sind Prozent dagegen). 78 Prozent der Russen sehen keine Alternative zu der Ausbeutung von Naturressourcen (51 Prozent in der EU), 18 Prozent sind gegenteiliger Meinung (43 Prozent in der EU).

Im Rahmen der Studie wurden 1600 Menschen in 153 Siedlungen von 46 russischen Regionen befragt. Der statistische Fehler lag dabei unter 3,4 Prozent. Die Ergebnisse der EU-Umfrage kommen von Social Values, Science and Technology, Special Eurobarometer.

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