„Brandheißer“ WM-Artikel aus Sortiment genommen [mit Video]

Nicht jeder Artikel, der die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 bewirbt, ist alltagstauglich. Derzeit sorgt in Russland eine Wasserflasche in Fußballform für Aufsehen. Eine witzige Vermarktungsidee wurde zur zündenden Angelegenheit.

Schon Archimedes wusste, dass Wasser auch Feuer ist, als er damit die römische Flotte in Brand setzte. Wie der Grieche vor 2.000 Jahren schon festgestellt hatte, lassen sich Gegenstände mit Hilfe von Linsen und der Sonne leicht entflammen. Dieses physikalische Phänomen war den Marketing-Strategen des Mineralwasserproduzenten IDS Borjomi offenbar unbekannt, als sie eine Mineralwasserflasche in Fußballform konzipierten. Aus dem „Heiligen Wasser“ aus Wladimir wurde kurzerhand ein „Heiliges Feuer“.

Die Redakteure der St. Petersburger Stadtzeitung Fontanka staunten nicht schlecht, als eine abgestellte Flasche Wasser der Marke „Swjatoj Istotschnik“, übersetzt „Heiliger Frühling“, plötzlich den Laminatboden der Redaktionsräume ankokelte. Die Form der Plastikflasche bündelte das einfallende Sonnenlicht, die Reaktion nahm ihren Lauf. Stutzig geworden wiederholte man das Experiment daraufhin im Freien. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sich eine Streichholzschachtel entzündete, wie in einem Video zu sehen ist.

Wasserflasche wird zur „Feuerkugel“

„Selbstverständlich beeinflusst die Form. Haben Sie sich als Kind einmal eine Lupe vor die Hand gehalten? Die sphärische Linse ist ideal dafür. Eine gewöhnliche Flasche ist die Hälfte davon, nämlich eine zylindrische Linse“, erklärt Viktor Karasew, Dozent der allgemeinen Physik an der staatlichen Universität St. Petersburg. „Wenn wir die Kugel und den Zylinder vergleichen, fokussiert die übliche zylindrische Flasche das Licht nur in einer Ebene. Eine sphärische Linse jedoch in zwei Ebenen und sammelt daher mehr Energie“, ergänzt der Physiker Artjom Korschimanow.

Er findet interessant, dass trotz der Fülle an Parametern, die eine einfache Plastikflasche besitzen muss, um vom Staat zertifiziert zu werden, die Form in keiner Weise geregelt ist. Lew Kasimow, Vertreter des Herstellers des Kunststoffbehälters, PET-Industrie Spb, erklärt, dass nur das Material der Flasche reguliert werde. „Die Form kann dabei sehr unterschiedlich sein“, sagt Kasimow. „Gerade kugelförmige Flaschen sind selten, weil sie für den Transport ungeeignet sind und daher sehr viel Platz in Anspruch nehmen.“

Auf Anfrage der Zeitung antwortete IDS Borjomi, dass ihr Produkt alle anerkannten internationalen und nationalen Normen und Standards erfülle. Der Hersteller garantiere die Qualität und Sicherheit unter Beachtung der empfohlenen Lagerbedingungen. „Auf jedem Etikett wird darauf hingewiesen, die Flaschen in einer dunklen, belüfteten und trockenen Umgebung, bei Temperaturen zwischen zwei und 25 Grad Celsius zu lagern“, betont Natalja Saslawskaja, die PR-Managerin der Firma. Zu einer genauen Anzahl der bisher ausgelieferten „Feuerflaschen“ wollte man sich allerdings nicht äußern.

Laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti hätten daraufhin einige Supermärkte in Russland die 2,5-Literflasche der ausgelieferten Kleinserie bereits wieder aus dem Sortiment genommen.

[mb/russland.NEWS]

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