Bedeutung russischer Schriftsteller in der Weltliteratur

Bedeutung russischer Schriftsteller in der Weltliteratur

Russische Literatur hat ihren festen Platz in der Weltgeschichte. Die Werke von Fjodor Dostojewski, Lew Tolstoi und Alexander Puschkin sind besonders berühmt und werden häufig zitiert. Selbst in der Psychologie bezieht man sich oft auf Dostojewski und Wissenschaftler haben das „Anna-Karenina-Prinzip“ (Tolstoi) zum feststehenden Ausdruck gemacht. Maxim Gorki und Joseph Stalin gehören ebenfalls die Riege Russlands berühmter Schriftsteller und hatten bereits zu ihrer Zeit einen erheblichen Einfluss nicht nur auf Literatur, sondern damit auf das aktuelle politische Geschehen. Die meisten berühmten Schriftsteller der Weltliteratur sind oder waren kritische Denker im Hinblick auf Politik, Gesellschaft, Religion oder Menschenrechte. Auch heute gehört noch Mut dazu, bestehende Werte zu hinterfragen.

Fjodor Dostojewski (1821 – 1881)

Dostojewskis äußere Lebensumstände waren lange Zeit durch finanzielle Not geprägt. Dazu kam 1849 seine Festnahme wegen Teilnahme an Treffen revolutionärerer Zirkel. Er wurde zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde dann zur Haft und zum Militärdienst in Sibirien umgewandelt, woraus er 1859 entlassen wurde. Dostojewski lernte Französisch von seiner Mutter und studierte später französische und russische Literatur. Dostojewskis Werke, die in der Psychologie hohe Anerkennung finden, beschäftigen sich mit den Regungen der menschlichen Seele und deren Befreiung. Zu Dostojewskis großen Romanen gehören:

Schuld und Sühne. Dieser Roman erschien erstmals 1866 als Fortsetzungsroman in einer Monatsschrift, später dann als Buch. Die Geschichte handelt vom Studenten Raskolnikow, der aus Geldnot eine alte Verleiherin ermordet. Raskolnikow, der zunächst dachte, er habe kein Gewissen und könne die Tat wegstecken durchläuft eine zermürbende innerliche Krise, die ihn zu einer neuen Grundeinstellung führt.

Der Spieler. Parallel zur Fertigstellung von „Schuld und Sühne“ arbeitete Dostojewski an dem Roman „Der Spieler“, den er bis zum 31. Oktober 1866 seinem Verleger zum Abgleich bestehender Schulden vorlegen musste. Seiner Stenographin, Anna Snitkina, mit deren Hilfe er die Fertigstellung bewältigte, machte er einen Heiratsantrag. Im Februar 1867 heirateten sie. Die Geschichte des Romans ist grotesk und komisch und wurde zur Vorlage verschiedener Verfilmungen, sowie für Sergei Prokofjews gleichnamige Oper (1917). Die Geschichte spielt im fiktiven Kurort Roulettenburg. Baden-Baden diente vermutlich als Vorlage. Es geht um die Erwartung des Todes einer reichen Erbtante, die aber plötzlich selbst und lebendig auftaucht, ihre Freude am Roulette entdeckt und die ersehnte Erbschaft leider verspielt.

Die Brüder Karamasow (1880). Dieser umfangreiche Roman wurde von Sigmund Freud als großartigster Roman, der je geschrieben wurde, bezeichnet. Der traurige Hintergrund ist der plötzliche Tod von Dostojewskis jüngstem Sohn mit nur drei Jahren. Der Roman ist geprägt von Schmerz und vielen Fragen. Die Handlung ist jedoch kriminalistisch spannend: Ein alter Mann wird von seinen vier Söhnen gehasst. Alle wünschen ihm den Tod. Nachdem er tatsächlich ermordet wird, sind zwei Söhne tatverdächtig und die anderen fühlen sich moralisch mitverantwortlich.

Zu den insgesamt sechs großen Romanen von Dostojewski gehören noch „Der Idiot“, Die Dämonen“ und „Der Jüngling“.

Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (1828 – 1910)

Als Tolstois Eltern, Graf Tolstoi und Fürstin Wolkonskaja starben, war Lew Tolstoi gerade neun Jahre alt. Die Schwester des Vaters übernahm die Vormundschaft. Tolstoi begann mit dem Studium orientalischer Sprachen und Jura, brach aber ab, um sich um das heimische Gut und die 350 Arbeiter zu kümmern. Er setzte sich für Bildung, Schulen und besser Bedingungen ein. 1851 begann sein Militärdienst und er erlebte den Kaukasus- und den Krimkrieg, worüber er Erzählungen schrieb. Tolstoi war aus Überzeugung Vegetarier. Er verabscheute Mord und fand die Kluft zwischen Armut, Hunger und die aufwendigen Speisen im Herrenhaus unerträglich. Tolstoi heiratete 1862 die deutschstämmige Sofja Andrejewna Behrs und hatte 13 Kinder mit ihr. Tolstois bedeutendste Romane, neben weiteren unzähligen Veröffentlichungen sind „Krieg und Frieden“ und Anna Karenina“.

Krieg und Frieden (1868/1869) ist eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur. Tolstoi nannte das Werk ein Historiengemälde, da es eine Mischung aus fiktivem Roman, Dokumentation und Erörterung historischer Ereignisse ist. Das Werk ist eine politische Darstellung und Analyse der Feudalgesellschaft unter der Zarenherrschaft Anfang des 19. Jahrhunderts.

Anna Karenina (1877/1878) spielt ebenfalls Anfang des 19. Jahrhunderts und handelt von Ehe und Moral im russischen Adel. Der achtteilige Roman umspinnt drei Familien, Ehebruch und die gesellschaftlichen Konsequenzen sowie ein verzweifelter vom Wahn getriebener Selbstmord. Ein Gesellschaftsportrait, das viele Fragen aufwirft.

Das Buch srartet mit dem Satz „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich“. Diese Aussage wird auch heutzutage noch als „Anna-Karenina-Prinzip“ angeführt. Das heißt, dass zum Gelingen einer Sache (nicht nur einer Ehe oder Familie) bestimmte Faktoren erfüllt sein müssen. Wenn auch nur ein Faktor abweicht, kann das zum Scheitern führen.

Wiktor Olegowitsch Pelewin (geb. 1962)

Auch die moderne russische Literatur hat einiges zu bieten. Pelewin gilt aktuell als einer der meistgelesenen Autoren Russlands. Pelewin hatte ursprünglich Elektrotechnik studiert, wandte sich dann aber dem Schreiben zu. 1989 wurden seine ersten Erzählungen publiziert. Seine Werke wurden auch ins Deutsche übersetzt und finden viel Anerkennung. Zwei besonders nennenswerte Beispiele sind „Omon hinterm Mond“ und „Generation P“.

Generation P ist bezieht sich auf die 1990 Jahre nach der Sowjet-Union und das Leben junger Leute, die noch in der UdSSR aufgewachsen waren und sich dann in einem völlig neuen Zeitalter befinden.

Die russische Literatur ist seit jeher so vielseitig wie das Land und die Leute. Die Liste empfehlenswerter russischer Literatur , ob Klassik oder Moderne, lässt sich beliebig fortsetzen. Die genannten Autoren und Beispiele konnten hoffentlich Appetit anregen und sind jedenfalls ein guter Anfang, für alle die sich in russische Geschichte und Literatur stürzen wollen. Interessant ist auch, dass gerade die Klassiker menschliche Eigenschaften so erstaunlich zeitlos widerspiegeln.

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