Auszug aus der Regierungspressekonferenz vom 17.09.2018 zum Fall „Skripal“

Frage: Die Verwandten von Sergej Skripal warten mittlerweile seit sechs Monaten auf jegliche Art von Lebenszeichen. Bisher gibt es kein Foto und kein Videodokument, nichts. Wie bewertet die Bundesregierung das völlige Fehlen von Bildern und sonstigen Arten von Lebenszeichen von Sergej Skripal?

Bundesregierung: Ich kann Ihnen dazu im Moment keinen neuen Stand mitteilen.

Außwärtiges Amt: Ich kann Ihnen auch angesichts der Presseberichterstattung der letzten Tage gern noch einmal grundsätzlich sagen – das hat auch der Außenminister auf der Pressekonferenz getan -, dass wir volles Vertrauen in die britische Einschätzung haben, dass es sich bei den beiden Tatverdächtigen um Mitglieder des russischen Militärgeheimdienstes handelt und dass diese Operation mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf Regierungsebene gebilligt wurde. Dazu gab es auch eine Quinterklärung. Auch ansonsten haben wir keinen Grund, an den Informationen, die uns durch die britischen Partner vorgelegt werden, zu zweifeln. Das ist unsere grundsätzliche Haltung dazu. Ich kann sie gern noch einmal zum Ausdruck bringen.

Zu möglichen Fotos oder Nichtfotos kann ich mich hier nicht äußern.

Zusatzfrage: Aber die Bundesregierung – empathisch, wie sie ist – wird nachvollziehen können, dass sich insbesondere die 90-jährige Mutter von Sergej Skripal Sorgen macht, weil es gar kein Lebenszeichen von ihm gibt. Im Fall von Litwinenko gab es unzählige Bilder und Videos.

Kann sich die Bundesregierung vorstellen, beim britischen Partner anzufragen, damit die 90-jährige Mutter als eine humanitäre Geste zumindest ein Foto oder ein Video bekommt, das belegt, dass Sergej Skripal noch am Leben ist?

Außwärtiges Amt: Das Wohlergehen der Angehörigen von Herrn Skripal ist sicherlich ein wichtiger Punkt. Wie Herr Skripal mit seiner Persönlichkeit umgeht, muss er selbst entscheiden. Politisch stehen, denke ich, gerade andere Einschätzungen im Vordergrund, und diese habe ich noch einmal dargelegt.

Zusatzfrage: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, heißt das, dass die Bundesregierung davon überzeugt ist, dass der russische Militärgeheimdienst, um Sergej Skripal zu ermorden, zwei Männer hinschickt, mit einer Aeroflot-Maschine auf der Linie Moskau-London, hin und zurück, sie mit russischen Pässen einreisen lässt, dann in einem Hotel in Ostlondon – – –

Vorsitzender: Und so weiter!

Zusatzfrage: Und so weiter, aber um das nur kurz darzulegen; denn das ist der längste Weg, den es überhaupt gibt, um von Ostlondon nach Salisbury zu kommen sich dann mit dem legendären englischen Nahverkehrssystem nach Salisbury durchzuschlagen und von wirklich jeder einzelnen Kamera wahrgenommen zu werden. Das wäre die Frage.

Vorsitzender: Ich glaube, die Frage ist beantwortet worden.

Zusatzfrage: Ist sie das?   Das glaube ich nicht. Vielleicht mit dem Lächeln von Frau Adebahr, aber – – –

Vorsitzender: Haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen, Frau Adebahr?

Außwärtiges Amt: Ich würde den Kollegen gern noch einmal auf die Quinterklärung der Chefs verweisen, die vom 6. September datiert.

[hmw/russland.NEWS]

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