Ausbau der Kohleförderung auf Sachalin

[Von Ulrich Umann/Moskau-gtai] – In Russland wird der Abbau von Steinkohle auf der Insel Sachalin und im Gebiet Magadan erweitert. Dafür haben das Bergbauunternehmen Sachalinugol-2 und der Investitionsfonds IST ein Joint Venture gegründet. Das neue Unternehmen Wostotschnaja Gornorudnaja Kompanija (WGK) möchte in einem ersten Schritt 200 Mio. US$ in die Kohleförderung und in den Ausbau eines Kohleterminals auf Sachalin investieren.

Auf Sachalin will die Wostotschnaja Gornorudnaja Kompanija (WGK) den Kohleabbau von derzeit 1,5 Mio. auf 5,0 Mio. jato im Jahr 2016 anheben. Das Unternehmen ist ein Joint Venture zwischen dem Begbauunternehmen Sachalinugol-2 (Anteil von 55%) und dem Investitionsfonds IST (Anteil von 45%). Um seine Kapazitäten zu steigern, wird WGK den Kohleterminal im Hafen Schachtjorsk in der Stadt Cholmsk ausbauen. Dabei handelt es sich um den einzigen Kohleterminal auf Sachalin, der dazu noch das ganze Jahr über eisfrei ist. Im Jahr 2011 hat Sachalinugol-2 den Terminal für 49 Jahre gepachtet. Die Kohle soll vorrangig exportiert werden, und zwar nach Japan, nach Korea (Rep.) und in die VR China.

Sachalinugol-2 hat in das Gemeinschaftsunternehmen neben der Hafenpacht noch Abbaukonzessionen für das Sachaliner Kohlefeld Solnzewskoje-2 (Vorkommen von 107,3 Mio. t) sowie eine Anlage zur Kohleveredlung eingebracht. Von der IST-Gruppe kommt das Bergbauunternehmen ZAO Sewero-Wostotschnaja Ugolnaja Kompanija (SWUK). SWUK besitzt sechs Förderkonzessionen für das Kohlebecken Omsuktschanski im Gebiet Magadan mit Vorkommen über 100 Mio. t.

Die Investitionen von 200 Mio. US$ in die Entwicklung der Kohlewirtschaft auf Sachalin wird WGK sowohl aus Eigenmitteln als auch per Emission von Obligationen finanzieren. Um die notwendigen Genehmigungen zum Ausbau des Kohlehafens Schachtjorsk soll sich dem Vernehmen nach die IST-Gruppe kümmern.

Kommentatoren, wie die Societe General, begrüßten ausdrücklich das Zusammengehen von IST und Sachalinugol-2 zur WGK. Der Investitionsfonds IST bringe Kompetenzen bei der finanziellen Planung und Ausgestaltung mit und der Joint-Venture-Partner Sachalinugol-2 wiederum technischen Sachverstand zur Förderung und Vermarktung von Steinkohle.

Ausbau der Transportwege könnte Kohleausfuhr ankurbeln

Um die Kohle besser befördern zu können, müsste das Schienennetz ausgebaut werden. Wie einer Meldung der staatlichen Eisenbahngesellschaft RZD zu entnehmen ist, hat die Regionalverwaltung von Sachalin schon 2011 Verhandlungen mit der Russischen Eisenbahn zur Erweiterung der Strecke Iljinsk-Uglegorsk aufgenommen. Über diese Strecke wird der Hafen Schachtjorsk unter anderem mit Kohle aus Solnzewskoje-2 versorgt. Die zum Ausbau notwendigen Investitionen werden auf 20 Mrd. bis 25 Mrd. Rubel (Rbl; etwa 400 Mio. bis 510 Euro; 1 Euro = rund 48,9 Rbl) beziffert. Ein Viertel davon stammt aus dem Haushalt der Region. In einem nächsten Schritt dürfte WGK an die Steigerung des Kohleabbaus in der Region Magadan gehen. Rein theoretisch könnte WGK dort 3 Mio. jato Kohle fördern. Doch hängt für dieses Vorhaben viel vom Ausbau der Transportwege zu den fernöstlichen Kohlehäfen ab. Hier sind erneut die Regionalverwaltung und die Russische Bahn gefragt. Sollte auch dieses Projekt am Ende von Erfolg gekrönt sein, könnte WGK die Kohleausfuhren von 5 Mio. auf bis zu 8 Mio. jato ankurbeln.

Der Vorteil der fernöstlichen Kohlelagerstätten liegt nach Fachmeinung in ihrer räumlichen Nähe zu wichtigen Verladehäfen. Konkurrierende Steinkohle aus dem Kuzbass müsse dagegen erst über tausende von Kilometern transportiert werden. Die Transportkosten machen sogar bis zu 50% ihres Verkaufspreises aus. Zudem ist der Weltmarktpreis für Steinkohle seit 2010 von etwa 130 US$ pro t auf aktuell etwa 80 $ pro t gefallen. Nach Unternehmensaussagen käme WGK aber mit diesem Preis zurecht – schon wegen der relativ geringen Transportkosten. Für 2014 erwarten Branchenexperten auf Grund der Nachfragesituation in der asiatischen Region zudem keinen zusätzlichen Preisverfall.

Ein weiterer Anbieter von Steinkohle, Wostsibugol, drängt ebenfalls auf die asiatischen Märkte und soll nach Angaben der Wirtschaftszeitung „Vedomosti“ Langzeitverträge für den Export von 3 Mio. jato Koks- und Steinkohle mit Abnehmern in Korea (Rep.) und in der VR China unterzeichnet haben. Doch bleiben sowohl WGK als auch Wostsibugol mit ihren Exportmengen relativ kleine Anbieter. Das größte russische Bergbauunternehmen, Sibirskaja Ugolnaja Energetitscheskaja Kompanija (SUEK), versorgt im Vergleich dazu den Markt jährlich mit 97,5 Mio. t Kohle.

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