Anwohner gedenken Reaktorunglücks von Tschernobyl

Mit brennenden Kerzen und Nelken haben hunderte Menschen in der ukrainischen Stadt Slawutitsch der Reaktorkatastrophe im nahe gelegenen Tschernobyl vor 20 Jahren gedacht. Mit Tränen in den Augen marschierten sie in der Nacht zum Mittwoch zu dem Denkmal, das den ersten 30 kurz nach dem Unglück gestorbenen Menschen gewidmet ist.

Eine Sirene erklang um 01.23 Uhr Ortszeit – zu der Zeit, als vor 20 Jahren zwei Explosionen einen der Reaktoren des Atomkraftwerks Tschernobyl erschütterten und eine riesige radioaktive Wolke freisetzten.

Viele der Einwohner von Slawutitsch erinnern sich noch gut an die Unglücksnacht am 26. April 1986. Die Stadt wurde nach dem Unglück gebaut, um die Angestellten des Atomkraftwerkes und die Anwohner der evakuierten Orte in der Umgebung unterzubringen. „Ich kannte alle diese Leute“, sagte Mykola Rjabuschkin mit einem Blick auf die an dem Gedenkstein hängenen Porträts. Der 59-Jährige war Maschinist im Atomkraftwerk von Tschernobyl und hatte in der Unglücksnacht Dienst. „Ich schaue sie an und will sie um Vergebung bitten“, sagte er mit Tränen in den Augen. „Vielleicht sind wir alle Schuld daran, dass dieser Unfall passieren konnte.“

Die nach dem Tschernobyl-Unglück freigesetzte radioaktive Wolke ging größtenteils über der Ukraine und Weißrussland, aber auch in großen Teilen Europas nieder. Fast 350.000 Menschen wurden wegen des Unglücks umgesiedelt. Millionen Hektar Land sind bis heute radioaktiv verseucht. Zwei Jahrzehnte nach dem Unglück gibt es über die Zahl der Todesopfer erregte Debatten. UN-Behörden geben an, insgesamt würden etwa 4000 bis 9000 Menschen durch die Folgen des Unglücks sterben. Umweltschützer rechnen mit mindestens 100.000 Todesopfern in Folge der Katastrophe.

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