AN-148 Absturz: Vereiste Sensoren als möglicher Grund

Ersten Ermittlungen zufolge könnten vereiste Sensoren den Absturz des russischen Flugzeuges am Sonntag wenige Minuten nach dem Start mit 71 Todesopfern verursacht haben. Eine vorläufige Analyse der Flugschreiber habe ergeben, dass die Piloten möglicherweise falsche Angaben zur Geschwindigkeit erhielten, teilte die Flugaufsicht in Moskau mit. Weil die Sensoren vereist gewesen seien, konnten sie keine korrekten Daten weiterleiten, hieß es der Agentur Interfax zufolge.

Das auf dem Weg vom Flughafen Domodedowo nach Omsk bei Moskau abgestürzte Flugzeug vom Typ An-148-100B gehörte zu der Fluggesellschaft Saratow Airlines. Unter dem Namen Sarawia wurde im Jahr 1931 eine russische Fluggesellschaft gegründet, die nationale und internationale Charter- und Linienflüge durchführen sollte. Damals entwickelte sich die Region Saratow als landwirtschaftliches Zentrum.

Auf Basis der Sarawia wurde 1994 die Saratow Airlines gegründet. Im Jahr 2011 verkaufte Aeroflot 51 Prozent der Aktien des Unternehmens an private Investoren. Etwa 55 Prozent von Saratow Airlines soll zu Sojus Invest gehören, dessen alleiniger Eigentümer der Unternehmer Arkady Evstafijew ist. Er ist zusätzlich Generaldirektor der Investment Holding Energy Union, die weitere 26,63 Prozent der Fluggesellschaft besitzt.

Im Jahr 2017 beförderte die Fluggesellschaft auf knapp 10.000 Flügen mehr als 796.000 Passagiere. Gegenüber dem Jahr zuvor konnte sie um 58 Prozent zulegen. Saratow Airlines fliegt nach Spanien, Italien, Griechenland, Türkei, Ägypten und Armenien. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 46.000 Passagiere auf internationalen Strecken transportiert. Innerhalb Russlands fliegt die Airline dutzende Städte an, darunter Moskau, St. Petersburg, Jekaterinburg, Surgut, Sotschi und andere. Inlandsflüge nutzten bis Ende 2017 etwa 750.000 Menschen. Dank einer Erweiterung der Luftflotte im Jahr 2017 kamen mehr als 60 neue Flüge auf Inlandsstrecken hinzu, die Frequenz stieg.

Die Einnahmen der Fluggesellschaft beliefen sich im Jahr 2016 auf 3,8 Milliarden Rubel (etwa 53,2 Millionen Euro). Bei einem Nettogewinn von 152 Millionen Rubel (etwa 2,2 Millionen Euro). Die Flotte besteht aus verschiedenen Flugzeugtypen: Fünf An-148-100B, zwei brasilianischen Embraer-190 und sieben Yak-42. Der Hauptsitz der Fluggesellschaft befindet sich in Saratow.

Bis zum 11. Februar 2018 gab es keine größeren Unfälle bei der Fluggesellschaft. Nur ein kleiner Skandal trübte die Firmengeschichte. Im Jahr 2015 hielt sich die Tochter des damaligen Generaldirektors der Gesellschaft auf einem Flug nach Antalya im Cockpit der Piloten auf, wie die Flugaufsicht Rosaviatsija herausgefunden hatte. Daraufhin durfte Saratow Airlines für ein halbes Jahr nicht ins Ausland fliegen, der Pilot zahlte eine Strafe von 140.000 Rubel (etwa 2000 Euro).

Im Jahr 2015 monierten Experten von Rostransnadzor Unstimmigkeiten mit der Häufigkeit der Ölwechsel in Getrieben und der Reinigung der Triebwerkfilter. Ende 2016 begann Saratow Airlines die AN-148 anzukaufen, um die veraltete Yak-42 allmählich zu ersetzen.

Die abgestürzte Maschine mit der Bordnummer RA-61704 übernahm Saratow Airlines im Februar 2017

Im November letzten Jahres war der Generaldirektor der Fluggesellschaft ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten, da es zu zahlreiche Verspätungen bei Flügen gekommen war.

Falls sich die Vermutung über vereiste Sensoren als Absturzursache bewahrheitet, erweist sich die Entscheidung des Piloten, auf eine Enteisung zu verzichten und damit der Fluggesellschaft gut 2000 Euro zu ersparen, als fataler Fehler.

Der verantwortliche Pilot Walerij Gubanow galt als ein erfahrener Flieger. Von seinen 5099 Flugstunden insgesamt saß er 2.147 Flugstunden im Cockpit einer An-148.

[hub/russland.NEWS]

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