Afghanistan: Russland und NATO gemeinsam gegen Opium

Die Region am Hindukusch hat sich zum größten Anbaugebiet für Schlafmohn weltweit entwickelt. Nicht ohne weltweit seine Spuren zu hinterlassen, finanzieren die Gewinne aus dem Geschäft islamistische Terrorgruppen. Gemeinsam mit der NATO will man nun der Opiumproduktion den Krieg erklären.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow appelliert an die Geschlossenheit der Völkergemeinschaft, die er im Kampf gegen illegal produziertes Rohopium auf ein neues Niveau heben wolle. Heute schilderte der Chefdiplomat auf einer Anti-Drogen-Konferenz der Staatsduma das Ausmaß des Schlafmohnanbaus in Afghanistan, dessen wirtschaftliche Erlöse direkt in die Taschen von islamistischen Terrorgruppen fließen. Damit dies kein Kampf gegen Windmühlen bleibt, wandte er sich an die NATO.

„Wir fordern die NATO-Vertreter auf, sich darum zu kümmern, gemeinsame Wege zur Verjagung des Drogenhandels und des von ihm sich nährenden Terrorismus auf afghanischem Boden zu suchen“, erläuterte Lawrow dem russischen Unterhaus, der Staatsduma laut der Nachrichtenagentur Tass. Afghanistan ist erwiesenermaßen der weltweit größte Produzent für illegal angebautes Rohopium.

Dieses Jahr habe die Anbaufläche des Schlafmohns bereits 328 000 Hektar erreicht, schätzen Experten. Damit wäre sie ist so groß wie nie zuvor. Das daraus gewonnene Opium betrage die Rekordmenge von 9.000 Tonnen. Daraus lassen sich in den Kochtöpfen der inzwischen professionell ausgestatteten Labors rund 900 Tonnen reinstes Heroin herstellen. Das chemisch gewonnene Derivat muss für den Konsum ohnehin noch mit anderen Substanzen gestreckt werden. Daraus ergibt sich ein Reinerlös von etwa fünf Milliarden US-Dollar ab Erzeuger und die Schwarzmarktpreise verhundertfachen sich auf dem Weg zum Konsumenten.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion kam auch Russland zu seinem Drogenproblem. Die unmittelbare Nähe zu den GUS-Staaten als Anrainer des „Goldenen Halbmonds“, wie das Gebiet der Opium anbauenden Länder dieser Region genannt wird, sorgt für einen nahezu unkontrollierten Transit bis nach Moskau und St. Petersburg. Von da aus läuft der Schmuggel über die baltischen Staaten weiter nach Westeuropa. Vor allem die 1.400 Kilometer lange, bergige Grenze zu Tadschikistan macht den Grenzschützern zu schaffen.

Heute gilt Russland nach Schätzung von Experten als mit Abstand größter Verbraucher von Heroin weltweit. Zwanzig Prozent der weltweiten Heroin-Bestände würden im Land umgesetzt. Das sei bis ins Jahr 2016 etwa dreimal mehr als in den USA und Kanada und doppelt so viel wie beispielsweise in China. Da die Konsumenten immer jünger werden beträgt das Durchschnittsalter der rund 5.000 Drogentoten monatlich nur noch 28 Jahre. Das sind alarmierende Zahlen, die den russischen Außenminister nun zur Tat schreiten lassen, obwohl Moskau sonst dem Einsatz von NATO-Soldaten in Afghanistan kritisch gegenübersteht.

[mb/russland.NEWS]

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