WZIOM-Umfrage: Meinungen zur „Sonderoperation“ geteilt© russland.news

WZIOM-Umfrage: Meinungen zur „Sonderoperation“ geteilt

Das staatliche Meinungsforschungsinstitut WZIOM führt in regelmäßigen Abständen geschlossene Umfragen durch, deren Daten nur den Entscheidungsträgern zugänglich sind. Sehr oft sickern deren Ergebnisse jedoch durch und werden an die Presse weitergegeben. So veröffentlichte die unabhängige Zeitung The Bell die Ergebnisse einer solchen WZIOM-Studie, die im Juni durchgeführt wurde. Soziologen fragten die Russen, ob die militärische „Sonderoperation“ in der Ukraine fortgesetzt werden soll.

Die Umfrage zeigte, dass die russische Gesellschaft in dieser Frage geteilt ist. 44 Prozent der Befragten sprachen sich für die Fortsetzung der „Sonderoperation“ aus, ebenso viele für Friedensgespräche. Weitere 12 Prozent der Befragten hatten keine Meinung. Dabei sprach sich die Mehrheit der unter 35-Jährigen für Friedensgespräche und einen baldigen Waffenstillstand aus.

Eine weitere Frage von Soziologen zur Zukunft der „Sonderoperation“ lautete wie folgt: „Einige glauben, dass die Kämpfe in der Ukraine so schnell wie möglich beendet werden sollten. Andere sind der Meinung, dass die Kämpfe jetzt nicht eingestellt werden sollten. Welcher Blickwinkel liegt Ihnen näher – der erste oder der zweite?“ Hier ist die Mehrheit für die Fortsetzung: 57 Prozent, 30 Prozent sind dagegen.

Insgesamt liegt der Prozentsatz derjenigen, die die „Sonderoperation“ unterstützen möchten, bei 70 Prozent, 17 Prozent befürworten diese Handlungen nicht.  Die geringste Unterstützung für den Kampfeinsatz russischer Truppen in der Ukraine findet sich in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen: 37 Prozent sind „eher nicht dafür“ und 38 Prozent „eher dafür“. In der Altersgruppe der 45- bis 59-Jährigen sprechen sich dagegen 79 Prozent für Sonderoperation aus. Die Meinungen fallen nicht nur nach Generationen unterschiedlich aus, sondern auch nach den Quellen, aus denen die Menschen ihre Informationen beziehen. Von denjenigen, die sich selbst als aktive Fernsehzuschauer bezeichnen, sind 81 Prozent eher bereit, „Sonderoperation“ zu unterstützen. Unter den aktiven Internetnutzern sinkt diese Zahl auf 45 Prozent.

Gleichzeitig gibt es ein offensichtliches Paradoxon: Die Mehrheit ist überzeugt, dass Russland im Recht ist, und hat eine eher positive Einstellung zur Sonderoperation (68 Prozent, was der höchste Prozentsatz, der in allen WZIOM-Umfragen seit Februar erreicht wurde). Bei einer so großen Unterstützung sind die Menschen jedoch müde von dem, was geschieht; das heißt, die Russen halten sich zwar für moralisch richtig, wollen aber, dass alles so schnell wie möglich „vorbei ist“.

Der Soziologe und Philosoph Grigorij Judin ist der Ansicht, dass es bei allen wichtigen Themen, die auf der Tagesordnung stehen, seit einigen Jahren einen klaren Generationenspagat gibt: „Der Kern der Unterstützung für Putins Politik besteht aus der älteren Generation (…). Sie sind verletzlich, haben Angst, ihr Einkommen zu verlieren, sind oft einsam und generell von Angst geprägt. Darüber hinaus sind sie das Kernpublikum des Fernsehens, das sie mit tödlichen Gefahren erschreckt und ihnen gleichzeitig Schutz verspricht“. Er verweist auch auf die Tatsache, dass die Präsidialverwaltung solche Umfragen für WZIOM in Auftrag gibt: „Die Russen glauben im Allgemeinen, dass die Umfragen vom Staat durchgeführt werden, und reagieren entsprechend“.

[hrsg/russland.NEWS]

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