Woran das sowjetische Internet scheiterte

[Von Marcus Hammerschmitt] – Von heute aus gesehen ist klar, dass auch das Fehlen einer internetähnlichen Struktur die sozialistische Planwirtschaft zum Scheitern verdammt hat. Da stellt sich natürlich die Frage, warum die Sowjetunion das Internet nicht erfunden oder zumindest nachgeahmt hat, denn die Technologie wäre grundsätzlich da gewesen. Antwort: Sie hat ja. Oder hätte, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht gewesen wär.

Kybernetik, das war in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion eine verdächtige Wissenschaft. Stalin und die Seinen, deren Ansatz doch eher als Top-Down-Management im Verbrecherstil beschrieben werden kann, hatten keinen Sinn für schwingende, interdependente Regelkreise; man kann sich bildhaft vorstellen, dass sie „Widerrede“ für eine korrekte Übersetzung des Begriffs „feedback“ gehalten hätten.

Mit dem Tod Stalins änderte sich die Haltung des Sowjet-Sozialismus zur Kybernetik zwar nicht über Nacht, doch recht bald; was bis dahin nur von einigen Spezialisten hinter vorgehaltener Hand besprochen worden war, konnte jetzt frei diskutiert werden. Der Effekt dieser neuen Freiheit war so merklich, dass er noch heute nachhallt.

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