„Wo es keinen Sommer gibt“: Rückkehrer nach Russland zwischen Toleranz und Hass

„Wo es keinen Sommer gibt“: Rückkehrer nach Russland zwischen Toleranz und Hass

Mehr als 15 Prozent der Russen, die ihr Land seit 2022 verlassen haben, sind nach Russland zurückgekehrt, berichtet die Financial Times (FT) unter Berufung auf Daten von Forschern des Europäischen Hochschulinstituts EUI in Florenz. Laut ihrer Analyse kehren die Russen zurück, weil sich die Lage im Nahen Osten verschärft hat und die Lebensbedingungen im Ausland schlechter geworden sind.

„Das ist definitiv keine Wirtschaftsmigration im klassischen Sinne. Es handelt sich um Menschen, die in Russland sehr fähige Fachleute waren, jetzt aber Geld und Status verlieren … Die Lebensqualität vieler Menschen sinkt (im Ausland)“, beschreibt die Forscher Ivetta Sergejewa und Emil Kamalow die Auswanderer.

Die Wissenschaftler erhielten ihre Informationen im Rahmen ihres Forschungsprojekts OutRush, an dem über 5.000 Menschen in 60 Ländern mit Interviews und Tiefenbefragung beteiligt sind.

Im Oktober 2022 berichtete Forbes, dass rund 700.000 Menschen Russland im Zuge der von Wladimir Putin angekündigten Teilmobilmachung verlassen hätten. Der Kreml bezeichnete diese Meldung als Ente. Im Dezember gab das kasachische Innenministerium bekannt, dass im Jahr 2022 5,6 Millionen Ausländer in das Land eingereist seien, davon 2,9 Millionen Russen. Laut dem Analyseprojekt Re:Russia verließen vom Beginn des Krieges bis Ende Juli 2023 820.000 bis 920.000 Menschen Russland.

Im September sagte der russische Präsident Wladimir Putin in einer seiner Reden, niemand habe den Weg für diejenigen versperrt, die das Land nach Beginn der „Sonderoperation“ verlassen haben. „Wir können ihnen die Rückkehr nicht verbieten. Denn nach russischem Recht kann ein russischer Staatsbürger leben, wo er will, aber niemand kann ihm die Staatsbürgerschaft entziehen und die Einreise in die Russische Föderation verbieten“, so Wladimir Putin.

Am 9. Oktober erklärte Präsidentensprecher Dmitri Peskow, dass für russische Bürger, die das Land kürzlich verlassen haben, keine Gefahr einer Rückkehr bestehe. Am nächsten Tag erklärte der Sprecher der Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, dass sich unter den Ausgereisten auch Personen befänden, die die ukrainischen Streitkräfte finanzierten oder Russland kritisierten, und drohte ihnen mit einer Anklage wegen Landesverrats und der Abschiebung an einen Ort, „an dem es keinen Sommer gibt“.

[hrsg/russland.NEWS]

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