Wladimir Putins Interview mit NBC© kremlin.ru

Wladimir Putins Interview mit NBC

Am 14. Juni veröffentlichte der amerikanische Fernsehsender NBC ein Interview mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, das am 11. Juni im Kreml aufgenommen wurde. Hier die wichtigsten Antworten auf Fragen, die der Journalist Keir Simmons stellte.

Über einen Nachfolger: Ich habe mein ganzes Schicksal mit dem Schicksal des Landes verbunden, für mich gibt es keine andere, bedeutendere Aufgabe im Leben als die Stärkung Russlands. Wenn ich also sehe, dass ein Mensch, auch wenn er einigen Bereichen meiner Arbeit kritisch gegenübersteht, ein Mensch mit konstruktiven Ansichten ist, ein Mensch, der dem Land treu ergeben ist und bereit ist, nicht nur Jahre, sondern sein ganzes Leben auf dem Altar des Vaterlandes zu opfern, werde ich, egal wie er mich persönlich behandelt, alles tun, um sicherzustellen, dass solche Menschen unterstützt werden.

Über Intoleranz gegenüber Andersdenkenden: Sie sind derjenige, der es als Dissens und Intoleranz gegenüber Andersdenkenden in Russland darstellt. Wir sehen das ganz anders. Und Sie haben das Gesetz für ausländische Agenten erwähnt. Aber das ist nicht unsere Erfindung, es war das Gesetz über ausländische Agenten, das in den USA in den 30er Jahren verabschiedet wurde, und es ist viel strenger als unseres, unter anderem, und zielt darauf ab, Einmischung in das interne politische Leben der Vereinigten Staaten zu verhindern.

Über die Angst vor der Opposition: Wer hat Ihnen gesagt, dass wir oder ich Angst vor der Opposition haben? Wer hat Ihnen das gesagt? Wissen Sie, ich finde das sogar lustig.

Über die Inhaftierung von Alexej Nawalny: Wir sollten niemand eine exklusive Behandlung gewähren, das wäre falsch, alle sollten gleichberechtigt sein, das nennt man „Grundsatz der Meistbegünstigung“, also nicht schlechter als jeder andere. Und das gilt auch für die von Ihnen erwähnte Person.

Über die Tode von Anna Politkowskaja, Alexander Litwinenko, Sergej Magnitski, Boris Nemzow und Michail Lesin: Ich will nicht rüde rüberkommen, aber das klingt wie eine Verdauungsstörung, nur verbaler Natur. Sie haben eine Menge Personen aufgezählt, die wirklich gelitten haben und zu unterschiedlichen Zeiten aus unterschiedlichen Gründen durch die Hände verschiedener Menschen gestorben sind. […] Ich habe das schon oft gehört, aber es verwirrt mich nicht im Geringsten. Ich weiß, in welche Richtung wir uns bewegen müssen, um die Interessen des russischen Staates zu sichern.

Darüber, ob er ein Mörder sei: Ich habe Dutzende solcher Anschuldigungen gehört, insbesondere während unserer schwierigen Ereignisse im Kampf gegen den Terrorismus im Nordkaukasus. Ich habe mich immer von den Interessen des russischen Staates und des russischen Volkes leiten lassen, und ich kümmere mich nicht um diese Maximen oder wen und was sie auch immer nennen.

Über die Nato: Sie ist ein Überbleibsel des Kalten Krieges. Die Nato wurde während des Kalten Krieges geboren, aber ich verstehe nicht wirklich, warum sie heute noch existiert. […] Ich kann mir auch vorstellen, wie die Diskussion dort läuft. Es ist klar, dass alles im Konsens entschieden wird, aber trotzdem gibt es eine Meinung, die richtig ist, und alle anderen sind es nicht.

Über Cyber-Kriege: Die Nato hat erklärt, dass sie den Cyberspace als ein Gebiet der Kriegsführung betrachtet, und bereitet sich darauf vor und führt sogar Übungen durch. Nun, was hindert uns daran, zu sagen: Ihr macht es und wir machen es deswegen auch? Aber das wollen wir nicht. So wie wir keine Militarisierung des Weltraums wollen, wollen wir auch keine Militarisierung des Cyberspace.

Über die Infiltration des russischen Cyberspace durch US-Geheimdienste: Ich habe keine Angst davor, aber ich meine, es ist möglich.

Über die Ryanair-Landung in Minsk: Nicht, dass ich das gutheißen oder verurteilen würde. Es ist einfach so passiert. Ich habe kürzlich in einem meiner Gespräche mit einem europäischen Kollegen gesagt, dass die Version von Alexander Lukaschenko, von der er mir erzählt hat, darin besteht, dass sie Informationen erhalten haben, dass sich ein Sprengsatz an Bord befindet. Sie informierten den Piloten, sie zwangen ihn nicht zu landen, und der Pilot entschied sich für eine Landung in Minsk. Das ist alles.

Über die Beziehungen zwischen Russland, China und den USA: Wir betrachten China nicht als eine Bedrohung für uns. Es ist ein freundliches Land. Man erklärt uns nicht zum Feind, wie es die Vereinigten Staaten getan haben. […] Wir sehen Versuche, die Beziehungen zwischen Russland und China zu zerstören.

[hrsg/russland.NEWS]

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