Wien/Moskau – Und wieder ist ein Österreicher in Russland „auf die Piste“ gegangen, um mit dem Fahrrad das größte Land der Erde zu durchqueren. Andreas Fuchs, Triathlet aus Wien, hat sich vorgenommen, zusammen mit seinem russischen Kollegen Anatoli Nesterow die 9.200 Kilometer lange Strecke von Moskau nach Wladiwostok auf dem Drahtesel zu bewältigen.
Innerhalb von 13 Tagen sollte die Strecke nach Ansicht der Organisatoren zu stemmen sein. Vielleicht sogar, sofern die Bedingungen günstig sein, noch darunter. Das ehrgeizige Projekt, das am Mittwochmorgen vom Roten Platz aus gestartet war, trägt den klangvollen Namen „The Trans-Siberian Extreme“ und lässt bereits erahnen wohin die Reise gehen soll – entlang der Transsibirischen Eisenbahn. Irgendwo während ihrer Fahrt werden die beiden sicherlich auf einen weiteren Österreicher treffen. Fast Zeitgleich nämlich hat sich Wolfgang Fasching, ebenfalls mit dem Fahrrad, von Wladiwostok aus auf den Weg nach St. Petersburg gemacht.
Dessen Projekt nennt sich „Russia – Coast to Coast“, russland.RU berichtete bereits darüber, und wird mit 24 Tagen veranschlagt. Fairerweise muss man jedoch dazu sagen, dass er, anders als seine beiden Kollegen, die sich während der Fahrt abwechseln werden, alleine im, beziehungsweise auf dem Sattel sitzt. Die „Stimme Russlands“ telefonierte kurz nach dem Start im fernen Osten mit Faschings Team. Demnach sei das Wetter herrlich gewesen, Pressvertreter und örtliche Politiker hätten dem Start beigewohnt und ein Fahrradteam aus Wladiwostok habe den Tross von Fasching aus der Stadt begleitet.
Überhaupt sei das Medieninteresse sehr groß an diesem Abenteuer. So auch beim Team Fuchs/Nesterow. Für Andreas Fuchs steht sowieso das Abenteuer im Vordergrund, wie er betont. Ein ähnliches Unternehmen hat er bereits in Australien erleben dürfen „und dies“, so sagt er, „wäre eine Steigerung und Weiterentwicklung der sportlichen Laufbahn“. Respekt vor der Strecke habe er schon, gibt der Extremsportler freimütig zu. „Die Straßenqualität ist das, was ich am schwersten einschätzen kann.“ Ansonsten kenne er Russland und dessen Eigenheiten auch nur vom Hörensagen.
Viel Kilometer, viel Aufwand und noch mehr Ehrgeiz
Genauso wie Wolfgang Fasching werden sich natürlich auch Andreas Fuchs und Anatoli Nesterow nicht mutterseelenallein auf die Strasse begeben. Auch ihnen stehen etliche Betreuer in fünf Kleintransportern zur Seite. Ihr Tross umfasst 18 Teamgeister, die sich aus sportlichen Beratern, einem medizinischen Stab, Köchen und Technikern zusammensetzen, die alle für das Wohl der Athleten sorgen werden. Mit von der Partie sind selbstredend auch Fotografen und Kameraleute, wie sich das für ein Untenehmen dieser Größenordnung eben so gehört.
Doch, trotz allem Komfort, Fahrradfahren müssen die beiden schon noch selber. Und das nicht gerade wenig. Während der Tour wird immer ein Fahrer auf dem Rad sein und jeder von ihnen täglich 12 Stunden. Über die Belastung sagt Sergej Bystrow, der Präsident des russischen Triathlonverbandes: „Wir versuchen den Rekord durch verschiedene Faktoren zu brechen. Durch die gute Vorbereitung unserer Sportler, die medizinische Unterstützung und durch die einzigartige Fahrradtechnik unserer Sponsoren. Ebenso durch die beste Ernährung sowie einen guten Schlaf in einem speziell dafür eingerichteten Auto.“
Der Initiator dieses Rennens heißt übrigens Paul Bruck und würde dieses Projekt unter dem Leitmotto „Race across Russia“ gerne zur Regelmäßigkeit werden lassen. So musste sich Andreas Fuchs auch gar nicht groß überreden lassen und war sofort dabei: „Ich bin von Paul Bruck gefragt worden, ob ich das machen will. Aber für mich war das keine Frage. Natürlich will ich!“ „Das war so eine merkwürdige Fügung. Ich wollte so etwas ähnliches schon früher machen. Ich habe keine Sekunde überlegt und sofort zugesagt“, schildert Anatoli Nesterow seine Motivation.
Mit der Presse taucht indes immer wieder die Frage auf, ob denn die Fahrer und ihre Begleiter im Moment keine Angst hätten nach Russland zu kommen. Andreas Fuchs meint dazu: „Ich konzentriere mich auf meine Aufgabe als Sportler und nicht auf die politische Situation“. Aber natürlich könne er auch nur von Tag zu Tag denken und dabei sein Bestes geben. Ein gemeinsames Ansinnen haben deshalb beide Teams gleichermaßen: Ungeachtet der derzeitigen zwischenstaatlichen Anspannungen zwischen Russland und der EU eine gesellschaftliche Brücke zur gegenseitigen Verständigung zu schlagen.
Das Fasching-Team hat, das nur am Rande, übrigens eine Flasche Wasser aus dem Japanischen Meer dabei, die anschließend feierlich in die Baltische See gegossen werden soll. Ganz „From Coast to Coast“ eben.
[mb/russland.RU]
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