Die seit Sowjetzeiten berühmte russische Sängerin und Komponistin Alla Pugatschowa, verheiratet mit Komiker und Moderator Maxim Galkin, der am vergangenen Freitag wegen „Geld aus der Ukraine als ausländischer Agent“ eingestuft wurde, unterstützt ihren Partner und forderte das russische Justizministerium auf, auch sie zur „ausländischen Agentin“ zu erklären.
„Bitte nehmen Sie mich in die Reihen der ausländischen Agenten meines geliebten Landes auf, denn ich stehe solidarisch an der Seite meines Mannes, eines ehrlichen, anständigen und aufrichtigen Mannes, eines wahren und unbestechlichen Patrioten Russlands, der seinem Heimatland Wohlstand, ein friedliches Leben, Redefreiheit und ein Ende des Sterbens unserer Jungs für illusorische Ziele, die unser Land zu einem Paria machen und das Leben unserer Bürger belasten“, schrieb Pugatschowa auf Instagram.
Selbst regierungsnahe Publikationen und Sender zitierten und erwähnten den Brief. Die Sängerin hat in ihrer langen Karriere mehr als 250 Millionen Tonträger verkauft, fast jeder in Russland kennt ihre größten Hits. Der russische Soziologe Boris Kagarlitzki schrieb von einer „großen Nachricht“ und zollte der Sängerin Respekt: „Der Text der Kurzbotschaft ist so gestaltet, dass er zitiert werden kann, ohne dass man Gefahr läuft, verwaltungs- oder strafrechtlich belangt zu werden. Ohne eines der verbotenen Wörter oder Ausdrücke zu verwenden, konnte sie ihre Botschaft klar und verständlich ausdrücken.“
Pugatschowa hatte bis zum 24. Februar kein übermäßig konfliktreiches Verhältnis zum Kreml. Danach ging sie, inzwischen 73 Jahre alt, als Kritikerin der russischen Ukrainepolitik ins Ausland, kehrte allerdings wieder zurück, was Russland Machthaber und Propagandisten mit Jubel und Sarkasmus begrüßten. Es heißt, „sie habe sich ergeben und sei auf den Knien zurückgekrochen und werde nun den Kreml um Vergebung für ihre unerlaubte Abreise bitten“. Aber schon damals hatte Kagarlitzki den Eindruck, dass sie mit genau den gegenteiligen Zielen zurückkehrte. Pugatschowa hat sich bereits mit einigen der prominentesten Kreml-Propagandisten via Instagram angelegt – mit Starregisseur Nikita Michalkow sowie dem TV-Moderator Wladimir Solowjow. Auch sie gehört inzwischen zu den bekanntesten Gegnerinnen des ….. in der Ukraine.
Zuvor hatte sich Galkin, der sich als einer der ersten Prominenten noch im Februar offen gegen den ….. auf die Ukraine gestellt hatte, zu seinem neuen Status geäußert. Er sagte, dass er nie mit der Politik geliebäugelt, aber als Bürger das Recht habe, seine Meinung zu äußern. Der Künstler – in Russland mit Auftrittsverbot belegt und für russische Nationalisten ein Volksverräter – hat versichert, dass er, da er auf der Liste der ausländischen Agenten „in Gesellschaft sehr würdiger Menschen“ steht, „dieses Zeichen feierlich auf seine Stirn kleben“ wird. Galkin sagte in einer Videobotschaft auf Instagram, er habe das letzte Mal „vor 10 Jahren“ Geld aus der Ukraine erhalten – für einen Auftritt.
So werde der Titel „ausländischer Agent“, der von Kreml-Experten erfunden wurde, um Andersdenkende zu isolieren und zum Verlassen des Landes zu zwingen, schließlich zu einer Art „Gütesiegel“ für diejenigen, denen er verliehen wird, unkt der Soziologe Kagarlitzki: „Es würde mich nicht wundern, wenn die Initiative von Alla Borissowna, die fordert, dass auch ihr dieser Titel verliehen wird, einen regelrechten Flashmob auslöst: andere Personen werden sich um die Aufnahme als ausländische Agenten bewerben.“
Der Sonntagspost der legendären Sängerin erhielt in weniger als einem Tag fast 600.000 „Likes“ und Zehntausende von Kommentaren, größtenteils positive.
[hrsg/russland.NEWS]
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