Welche Zukunft erwartet den russischen Hausmüll?

Welche Zukunft erwartet den russischen Hausmüll?

[von Anastasia Byrka] Im russlandweiten Wettbewerb der Agentur für strategische Initiativen „Umwelt und Naturschutz“ konnte sich das Konzept zur Schaffung eines regionalen Ökotechnologieparks für den Umgang mit festen kommunalen Abfällen der Region Murmansk durchsetzen. Der Agentur zufolge wird dieses nicht nur als das beste prämiert, sondern auch den anderen Regionen empfohlen.

Nach Angaben des Ministeriums für Energie der Region Murmansk machen vor allem einbezogene klimatische und geografische Merkmale das Projekt einzigartig: so werden beispielsweise die Auswirkungen niedriger Temperaturen auf die Arbeitsbedingungen von Menschen berücksichtigt und ihre Bedeutung für die Auswahl geeigneter Technik sowie ihre Lebensdauer behandelt. Auch gegebenenfalls auftretende Schwierigkeiten bei der Auswahl von Grundstücken für Deponien, die gesetzlichen und ökologischen Anforderungen entsprechen müssen, finden Berücksichtigung.

Auf der Halbinsel Kola ist seit 2013 ein Ökotechnopark für feste Hausabfälle in Betrieb. Die Kapazität der Deponie beträgt etwa 250.000 Tonnen Abfall pro Jahr, die der Müllsortierungsanlage fast 180.000 Tonnen pro Jahr. Darüber hinaus gibt es in der Region noch eine Fabrik für Thermoselect-Verfahren. Beide Unternehmen zusammen decken den gesamten Bedarf an Abfallverarbeitung in der Region.

Aktuell ist geplant, bis Ende 2020 insgesamt 44 derartige Unternehmen für die Behandlung fester Hausabfälle zu eröffnen. Dies teilte das wichtigste staatliche Unternehmen der Branche, der Russische ökologische Betreiber mit. In diesem Jahr steht insbesondere die Eröffnung von fünf Komplexen in der Moskauer Umgebung auf dem Plan, von drei weiteren in der Region Brjansk und je eine in den Regionen Rostow, Jaroslawl und Nordossetien. Außerdem wird die Inbetriebnahme von 31 Abfallwirtschaftsbetrieben erwartet, von denen sich fünf in der Region Samara, vier in der Region Primorje, je drei in der Region Tscheljabinsk, sowie in Baschkirien und Perm befinden. Je zwei Unternehmen können in den Regionen Nowgorod, Nowosibirsk, Tjumen geöffnet werden, je eins in den Regionen Amur, Leningrad, Orenburg, Jaroslawl und Smolensk, sowie in den Regionen Kamtschatka und Sewastopol. Darüber hinaus werden im Jahr 2020 der Start weiterer Unternehmen für die Energiebehandlung von Abfällen in der Region Tscheljabinsk und eines Unternehmens für die Entsorgung von Abfällen in der Region Nowosibirsk erwartet.

Erinnern wir uns, dass die Reform der Abfallwirtschaft in Russland 2019 begann. Diese soll das Problem illegaler Mülldeponien lösen und die Menge der Abfälle, die illegal in der Natur entsorgt werden, erheblich reduzieren. Bis 2024 sollen im Rahmen des ökologischen Nationalprojektes 220 neue, moderne Komplexe für die Abfallaufbereitung, Lagerung und Utilisierung gebaut werden. Die neuen nationalen Ziele setzen die Obergrenze für die Abfallwirtschaft bis 2030. 100 % des Hausmülls sollen letztendlich sortiert und maximal 50 % endgelagert werden.

Nach Einschätzung der Leiterin des Föderalen Aufsichtsdienstes im Bereich der Naturnutzung, Swetlana Radionowa, kann es in etwa noch fünf Jahre bis zur gänzlichen Beseitigung aller aktuell in Russland existierender Mülldeponien dauern. Um ein neues Abfallentsorgungssystem auf die Beine zu stellen, braucht es wahrscheinlich in etwa zehn Jahre. Die Chefin der Behörde forderte die russische Bevölkerung dazu auf, über die persönliche Verantwortung für eine effiziente Entsorgung von Abfällen nachzudenken und schlug vor, den individuellen Verpackungsverbrauch zu reduzieren. Außerdem erklärte sie, dass kleinere Abfälle (z. B. Zahnstocherverpackungen) die größte Bedrohung darstellen, da sie schwierig zu sammeln und zu verarbeiten sind.

 

Quellen:

https://www.ecoindustry.ru/

https://rpn.gov.ru/about/management/

https://tass.ru/

 

[Anastasia Byrka/russland.NEWS]

Foto: Copyright (2020) russland.NEWS

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