Weg für Sputnik V in die EU fast freiCorona Impfung ©Irina Shymchak

Weg für Sputnik V in die EU fast frei

Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat die Beratungen über den russischen Impfstoff Sputnik V abgeschlossen. Zuvor hatte der Impfstoff die Phase der wissenschaftlichen Konsultation der EMA durchlaufen, wonach es dem russischen Direktinvestitionsfonds RDIF möglich wurde, eine Registrierung in der EU zu beantragen.

Nun liegt „dem Fonds eine offizielle Bestätigung der EMA zur Verfügung, dass der Antrag angenommen wurde. Die Genehmigungsrate des Antrags wird von der EMA festgelegt“, erklärte der RDIF.

Als nächsten Schritt muss der Impfstoffhersteller ein Registrierungszertifikat beantragen. EMA hat jedoch noch keinen Antrag vom Gamaleja-Institut erhalten. Der Zeitpunkt der Registrierung zur Verwendung von Sputnik V in der EU kann erst danach erörtert werden, so die europäische Regulierungsbehörde. Erhält der Impfstoff das Registrierungszertifikat und die Zulassung durch die Europäische Kommission, kann der russische Impfstoff in die EU geliefert werden.

Der Impfstoff Sputnik V des Gamaleja-Institutes wurde im August registriert. Das Interesse an dem Medikament in Europa hat nach Unterbrechungen bei der Versorgung mit Impfstoffen anderer Hersteller, insbesondere AstraZeneca, sowie Pfizer/BioNTech, zugenommen. Laut Bloomberg Sputnik V in Bezug auf die Anzahl der Vorbestellungen den vierten Platz unter allen Impfstoffen.

Ungarn hat kürzlich den russischen Sputnik V-Impfstoff für die Verwendung im Land zugelassen und mit seinem Hersteller eine Vereinbarung über die Lieferung des Arzneimittels geschlossen. In anderen europäischen Ländern zeigt sich immer mehr Interesse an dem russischen Impfstoff.

Kirill Dmitrijew, Chef des für die internationale Vermarktung von Sputnik V zuständigen RDIF, drosselte bereits Erwartungen an schnelle Lieferungen des Impfstoffs. Das sei nicht vor Mai oder Juni möglich. „Großen Lieferungen in die EU sind erst dann möglich, wenn die Massenimpfungen in Russland beendet werden“, sagte er im russischen Fernsehsender Rossija 24.

Dass es bis dahin zu Sanktionsforderungen à la Nord Stream 2 gegen den russischen Impfstoff kommt, ist unwahrscheinlich. Im Wettlauf gegen das Corona-Virus und dessen Mutationen zählt jede Dosis. „Keiner derjenigen, die wegen Nawalny einen Stopp von Nord Stream 2 befürworten, ist bisher dadurch aufgefallen, auch den russischen Impfstoff nicht haben zu wollen. Dabei könnte Sputnik V die Machthaber in Moskau ja nicht minder stärken“, heißt es in einem Kommentar der Süddeutschen Zeitung. Den Impfstoff Sputnik V haben wollen und zugleich die Erdgas-Pipeline stoppen zeige den Zwiespalt der europäischen Politik gegenüber Russland. „Im Grunde bietet der russische Impfstoff eine unverhoffte Gelegenheit, sich von Schwarz-Weiß-Denken zu befreien und anzuerkennen, dass das tatsächliche Leben voller Grautöne ist. … Sputnik V bietet ungeahntes Potenzial zur Deeskalation.“

In Russland begannen die freiwilligen Massenimpfungen mit Sputnik V gegen das Coronavirus im Januar. Nach offiziellen Angaben ließen sich bisher in Moskau 400.000 Menschen und in St. Petersburg knapp 110.000 impfen.

In Medien veröffentlichten Daten zufolge sind 1,26 Prozent der russischen Bevölkerung geimpft worden, davon 167.511 Menschen mit der Zweitimpfung vollständig. Um die Pandemie schnell einzudämmen, ist die allgemeine Durchimpfungsrate nicht ausreichend. Durchschnittlich werden nur 0,06 Prozent der Bevölkerung pro Tag geimpft. Bei dieser Rate würde es mehr als zwei Jahre dauern, um die Hälfte der Bevölkerung zu impfen.

[hrsg/russland.NEWS]

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