Was kostet der Schulanfang? Am 1. September enden in Russland die Sommerferien

Was kostet der Schulanfang? Am 1. September enden in Russland die Sommerferien

Es ist wieder soweit. Bald befindet sich Russland wie jedes Jahr in einem Ausnahmezustand. Denn schon seit 1935 öffnen sich alle Schultore nach den Sommerferien in allen Winkeln des riesigen Landes an einem Tag, und zwar am 1. September. Seit 1980 ist der erste September sogar ein offizieller Feiertag – Tag des Wissens.

Mehr als 16,5 Millionen Schüler werden in diesem Jahr die Schulbank drücken, fast eine Million mehr als 2018, teilte der Pressedienst des russischen Bildungsministeriums mit. Knapp zwei Millionen von ihnen sind Erstklässler. Und wie jedes Jahr hetzten deren Eltern in der letzten Woche vor dem Schulbeginn, um alle Besorgungen zu erledigen.

Denn die Schulausbildung in Russland ist zwar kostenlos, aber ziemlich kostspielig. Und im Vergleich zu den Vorjahren stiegen die Kosten für Schuluniform und Schreibwaren sogar deutlich. Moskau führt traditionell die Liste der Städte mit den höchsten Preisen für Schulmaterial an. Laut einem großen Internetladen, der Waren für Schulkinder verkauft, verteuerte sich das Basis-Set (Schuluniform, Federmäppchen und Schulranzen) in der Hauptstadt in diesem Jahr um fünf Prozent und belief sich auf 3.326 Rubel (etwa 47 Euro). Irkutsk liegt mit 3.147 Rubel (etwa 41 Euro) an zweiter Stelle. Der stellvertretende Vorsitzende des Bildungsausschusses der Staatsduma, Boris Tschernyschow, schlug sogar die Einführung des sogenannten 1. September-Kapitals in Russland vor. Die Idee besteht darin, die Eltern für die Kosten zu entschädigen, die für die Vorbereitung eines Kindes für die Schule anfallen, wenn sie 25 Prozent des monatlichen Familieneinkommens übersteigen.

Während viele russische Eltern nicht wissen, woher sie das Geld für die Schulausstattung ihrer Sprösslinge nehmen sollen, haben wohlhabende Russen die Qual der Wahl: Soll man nur einen goldbeschichteten Kugelschreiber für 680 Euro nehmen oder das Luxus-Federmäppchen für 820 Euro auch noch?

Zu all den Ausgaben addieren sich gigantische Summen für Blumensträuße. Festlich gekleidete Schüler mit Blumen in der Hand, die am 1. September in die Schule strömen – diese sowjetische Tradition hat bis heute überlebt. An diesem Tag verwandeln sich Schulen in ein regelrechtes Blumenmeer. Doch nur ein Zehntel der Sträuße nehmen die Lehrer mit nach Hause, der Rest verwelkt in Lehrerzimmern. „Wir essen doch keine Blumen“, scherzt die russische Lehrerschaft. Doch alles vergebens. Tonnen von Blumen werden gekauft und verschenkt. Laut Angaben des russischen Zolls, wurden dieses Jahr Blumen für den ersten September aus elf Ländern für insgesamt acht Millionen Dollar eingeführt. Ein bescheidener Blumenstrauß aus drei Dahlien wird in Moskau 350 Rubel (etwa 5 Euro) kosten.

Es wachsen nicht nur die Ausgaben für Eltern, sondern auch die Belastung der Schüler. Die Schule wird immer technologischer. Das russische Bildungsministerium hat deswegen eine „methodische Empfehlung“ veröffentlicht, wonach Mobiltelefone in Schulen verboten werden sollten. Allerdings soll die Entscheidung darüber von der Schulleitung getroffen werden.

PS: Dieses Jahr können russische Schüler die Sommerferien einen Tag länger genießen. Da der 1. September auf einen Sonntag fällt, beginnt das Schuljahr erst am Montag.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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