Wahlkampf: Sobtschak will Putin nicht kritisieren

Die Herausforderin des russischen Präsidenten, Ksenia Sobtschak, will während des Wahlkampfes keine Kritik an Wladimir Putin üben. Dies würde nur von den eigentlichen Problemen ablenken. Das „Problem steckt in uns.“

„Wir müssen den Menschen erklären, dass das Problem nicht in Putin, sondern in uns selbst, in unseren Gehirnen und Stereotypen, liegt“, sagt die adrette 35-Jährige, die als Präsidentschaftskandidatin im nächsten Jahr die Wahlen in Russland aufmischen will. Ksenia Sobtschak scheint erkannt zu haben, dass der Fisch meist vom Kopf her zu stinken anfängt. „Bei der Polemik zum Thema Wladimir Putin werden wir von der Hauptsache abgelenkt“, sagt sie.

Unterstützung findet Sobtschak unter anderem bei dem Fernsehmoderator Stanislaw Belkowski, der ihr beipflichtet: „Unsere Sklaverei wurde nicht von Putin, sondern von uns selbst geschaffen.“ Sobtschak werde den amtierenden Präsidenten nicht persönlich kritisieren, erklärte Belkowski, der wichtigste politische Experte im Wahlkampfteam der Kandidatin. Dies sei ihre persönliche Entscheidung. Sie werde aber sicherlich ein Programm ausarbeiten, das grundsätzlich die Anti-Putin-Linie beinhalte, kündigt er an.

Wie Belkowski erklärte, werde der Name Wladimir Putins während der Wahlkampagne selbstverständlich auch genannt werden. Jedoch in einem neutralen Zusammenhang, da er schließlich als Präsident der russischen Föderation in Übereinstimmung mit der Verfassung gewählt wurde, sagte er loyal, den Status des Staatsoberhaupt anerkennend.

„Meiner Meinung nach ist die Ablehnung von harter Kritik am Präsidenten in der Kampagne des Oppositionskandidaten am korrektesten. Zum einen de-putinisiert es unser Gehirn und zum anderen zeigt es das hohe moralische Niveau des Kandidaten“, wie Belkowsi findet. Er selbst würde ebenfalls keine Person, die ihm nahe steht, sollte sie sein Rivale bei den Wahlen werden, „nass machen“, wie er es ausdrückt.

Bei einer Pressekonferenz am 24. Oktober sagte Sobtschak bereits, dass sie Putin als Mensch nicht beleidigen werde. Gleichzeitig fügte sie aber hinzu, dass sie deshalb nicht alles möge, was Putin zum Politiker macht. Der Politologe Vitaly Iwanow glaubt den Grund für Sobtschaks Einstellung zu kennen. Sie habe bestimmte Verpflichtungen gegenüber Putin, die nicht zuließen, dass sie ihn persönlich angreife, sagt er.

Iwanow zufolge mache es auch wenig Sinn ernsthaft über die Kampagne der TV-Moderatorin zu diskutieren. „Was auf dem Boden liegt, kann nicht fallen – Sobtschak wird eindeutig nicht viele Stimmen gewinnen. Also kann sie alles tun oder umgekehrt auch gar nichts machen“, ist sich der Politologe sicher. Ksenia Sobtschak beabsichtige nicht, ernsthaft um ihre Stimmen zu kämpfen, sie rechnet einfach mit einer bestimmten Anzahl, glaubt der Experte.

[mb/russland.NEWS]

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