„Von Gottes Vorsehung geschaffen“: Patriarch Kirill lobt Russlands AtomwaffenPatriarch Kirill von Moskau und ganz Russland

„Von Gottes Vorsehung geschaffen“: Patriarch Kirill lobt Russlands Atomwaffen

Patriarch Kirill von Moskau und ganz Russland hat die russischen Atomwaffen gelobt. Sie seien „von Gottes Vorsehung“ geschaffen worden, um die Unabhängigkeit Russlands zu bewahren. Die Erklärung wurde bei der Verleihung des Ordens des Heiligen Sergius von Radonesch an den Direktor des Kurtschatow-Instituts, Radi Ilkajew, in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale abgegeben.

„Ohne die Arbeit von Kurtschatow [dem Erfinder der sowjetischen Atombombe] ist es schwer zu sagen, ob unser Land noch existieren würde. Sie schufen die Waffe unter dem Schutz des ehrwürdigen Seraphim von Sarow. Denn durch die unaussprechliche Vorsehung Gottes wurde diese Waffe im Kloster des Mönchs Seraphim geschaffen. Dank dieser Waffe blieb Russland frei und unabhängig. Wir alle müssen die Leistung der Wissenschaftler, die das Land gerettet haben, in unserem Gedächtnis bewahren“, orakelte der Primas der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Im Oktober 2022 hatte Patriarch Kirill, der den russischen Einmarsch in die Ukraine uneingeschränkt unterstützt, auf dem Weltrat des russischen Volkes erklärte, Russland kämpfe nun gegen die „Weltherrscher der Finsternis“ und eine unipolare Welt. Wenig später bezeichnete Kirill den von fast 300 Vertretern der Russisch-Orthodoxen Kirche unterzeichneten Antikriegsaufruf der Priester als Versuch, die Kirche zu spalten.

Laut Wachtang Kipschidse, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Synodalabteilung für Beziehungen zwischen Kirche, Gesellschaft und Medien des Moskauer Patriarchats, sollten Priester, die sich gegen den Krieg aussprechen, ihre Meinung „außerhalb des Kirchenzauns“ äußern, denn „dies ist zu einer Form der politischen Aktivität geworden, und innerhalb der Kirche ist kein Platz für politische Aktivitäten“.

In Russland gab es bereits zahlreiche Fälle, in denen aufgrund von Denunziationen durch Priester Verfahren gegen Gemeindemitglieder eingeleitet wurden, die eine Antikriegshaltung einnahmen. Vor diesem Hintergrund strahlte der von der russisch-orthodoxen Kirche kontrollierte Fernsehsender Spas Ende letzten Jahres einen Film aus der Reihe „Der Krieg und die Bibel“ aus, in dem ein orthodoxer Priester und der Moderator Boris Kortschewnikow argumentieren, dass Gott Völkermord als eine Form der Glaubensprüfung zulasse und Herrscher wie Wladimir Putin das Recht zum Töten hätten, weil ihnen die Macht von oben gegeben sei. Hintergrund der Gespräche sind Bilder von zerstörten Häusern und Kämpfen in der Ukraine.

Als Reaktion auf die Vertreibung prorussischer Priester aus der Kiewer Pechersk Lawra wird in der Sendung von Spas TV dazu aufgerufen, Ukrainer zu „verbrennen“ und „ohne Zweifel zu vernichten“. Dazu sollten schweren Flammenwerfer eingesetzt werden.

Als die ukrainisch-orthodoxe Kirche im Mai 2022 ihre Autonomie und Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat erklärte, bezeichnete Patriarch Kirill dies als Teil der Strategie des Feindes.

Im April 2020 hatte Kirill die Covid-Pandemie ebenfalls zur „göttlichen Vorsehung“ stilisiert, die die Ideale der Konsumgesellschaft zerstören soll. Laut dem Patriarchen „werden wir durch die Überwindung dieses Leidens näher an Gott heranrücken und zweifellos das Leid selbst überwinden“.

Ob und wie uns die „Überwindung des Leidens“ durch die Androhung des Einsatzes von  Atomwaffen „näher an Gott heranrücken“ und „das Leid selbst überwinden“ lassen wird, wird der Ex-KGB-Offizier und millionenschwere Zeitgenosse des russischen Präsidenten Putin noch zu erzählen haben.

Sergej Chapnin, orthodoxer Publizist und Senior Research Fellow am Zentrum für Orthodoxe Studien an der Fordham University (New York), sagte in einem Interview mit dem russischen Portal Republik, dass der Zusammenbruch der Russisch-Orthodoxen Kirche ebenso unmittelbar bevorstehe wie der Zusammenbruch der UdSSR: „Das Moskauer Patriarchat wird zusammen mit der Putin-Regierung zusammenbrechen, und Kirills geistiges Werk hat keine Chance“.

Am 18. Oktober verabschiedeten die Abgeordneten der Duma in zweiter und dritter Lesung das Gesetz über die Rücknahme der Ratifizierung des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen. Anfang Oktober hatte Wladimir Putin eine entsprechende Initiative eingebracht. Auf dem Waldai-Forum erinnerte er daran, dass Russland im Gegensatz zu den USA den Atomteststoppvertrag ratifiziert habe, es aber „theoretisch möglich ist, diese Ratifizierung zurückzuziehen“.

[hrsg/russland.NEWS]

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