Viele gesehen, nicht alle überzeugt – was denken Russen über Nawalnys Film  

Viele gesehen, nicht alle überzeugt – was denken Russen über Nawalnys Film  

Nach der Anzahl der Aufrufe zu urteilen, wurde Nawalnys Film über Putins sogenannten Palast von mehr als 110 Millionen Menschen gesehen. Wenn man davon ausgeht, dass die Bevölkerung Russlands 147 Millionen beträgt, haben fast alle Russen das Video gesehen.

Stimmt das und wie hat der Film die Einstellung der Russen gegenüber dem Präsidenten beeinflusst, wollte das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Lewada-Zentrum wissen.

Bei ihrer Umfrage fanden die Soziologen heraus, dass 26 Prozent der erwachsenen Russen den Film „Ein Palast für Putin“ gesehen haben. Weitere zehn Prozent sind mit dem Inhalt vertraut, auch wenn sie ihn nicht gesehen haben. Und 32 Prozent haben von dem Video gehört, kennen aber keine Details. Ungefähr ein Drittel der Befragten hat noch nie etwas von dem Film gehört.

Interessanterweise wurde der Film „Für Euch ist er kein Dimon“, den Nawalnys Stiftung Kampf gegen Korruption (FBK) 2017 über das Vermögen des damaligen Premierministers Dmitri Medwedew gedreht hat, von weit weniger Befragten gesehen, nämlich nur von sieben Prozent. Und 62 Prozent hatten noch nie etwas über die Recherchen gehört.

Laut der Umfrage des Lewada-Zentrums sahen 37 Prozent der Befragten in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen den Film häufiger als die Altersgruppe der über 55-Jährigen (23 Prozent). Gleichzeitig haben nur achtzehn Prozent derjenigen, die die Aktivitäten des Präsidenten gutheißen, den Film gesehen. Aber jene Russen, die Putin zunächst kritisch gegenüberstehen, haben zu 42 Prozent den Film gesehen.

Wie hat sich die Einstellung der Menschen gegenüber dem russischen Präsidenten verändert, nachdem sie Nawalnys Enthüllungen verfolgt haben? Überraschenderweise hat die überwältigende Mehrheit derjenigen, die den Film gesehen haben, den Inhalt kennen oder zumindest davon gehört haben (77 Prozent), ihre Einstellung gegenüber dem Präsidenten nicht geändert. Nur bei siebzehn Prozent hat das zu einer negativen Einstellung geführt.

Fast ein Drittel der Befragten ist weiterhin der Meinung, dass Wladimir Putin seine Autorität nie missbraucht hat. Selbst wenn er es täte, sagen 24 Prozent, dass das Land unter seiner Herrschaft lebenswerter geworden ist. 25 Prozent glauben, dass der Präsident genauso schuldig sei wie generell alle hochrangigen Beamten.

Die Zahl derer, die den Wahrheitsgehalt der im Film dargestellten Fakten anzweifeln, ist recht hoch. Das ist ein Drittel der Befragten (33 Prozent). Die Hälfte der Befragten im Alter von 55 Jahren und älter gehen eher davon aus, dass die im Film dargestellten Informationen nicht wahr sind. Gleichzeitig glauben 59 Prozent der Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahren eher den Informationen im Film.

„Glauben Sie, dass Wladimir Putin sich des Machtmissbrauchs schuldig macht, den ihm seine Gegner vorwerfen?“, fragten die Soziologen. Ein Viertel der jungen Russen sind von der Schuld des Präsidenten überzeugt, Befragte über 55 Jahre sind es mit nur dreizehn Prozent eher nicht. Am wenigsten fanden Fernsehzuschauer den Film glaubhaft – elf Prozent. Internet und Telegrammkanalnutzer dagegen sind am meisten vom investigativen Video überzeugt – 25 Prozent bzw. 35 Prozent.

[hrsg/russland.NEWS]

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