„Verantwortliche sollten erschossen werden“: Russischer Parlamentarier befeuert Debatte um tödliches Mobilmachungschaos

„Verantwortliche sollten erschossen werden“: Russischer Parlamentarier befeuert Debatte um tödliches Mobilmachungschaos

Der Abgeordnete der Staatsduma (Einiges Russland) und ehemalige Gouverneur der Region Uljanowsk Sergej Morosow verurteilte in einem Beitrag auf VKontakte die übereilte Entsendung von Soldaten an die Front. Nach Ansicht des Abgeordneten sollten die, die für den Tod von kürzlich im Rahmen der Teilmobilmachung einberufenen Bürgern an der Front verantwortlich sind, „erschossen“ werden.

Mit diesen Worten kommentierte Morosow den Tod von fünf Reservisten aus der Region Tscheljabinsk. Ihm zufolge „hieß es ursprünglich, dass die eingezogenen Männer gründlich vorbereitet und dann zum Schutz der befreiten Gebiete eingesetzt und nicht an die Front geschickt würden“. Das russische Verteidigungsministerium hatte am 29. September erklärt, dass die einberufenen Zivilisten erst nach einer Kampfausbildung Aufgaben zur Verteidigung der von den russischen Truppen besetzten Gebiete übernehmen würden.

„Nach solchen ‚Fehlern‘ sollten die Beamte, die die Toten an die Front geschickt haben, selbst erschossen werden. „Wann werden wir endlich dieses ewige russische „Es-wird-schon-irgendwie“ los? Wie können wir das dem Leben der Menschen antun?“, schrieb Morosow auf seiner VKontakte-Seite. Die Situation zeige, dass „einige Offiziere nicht das moralische Recht haben, Rangabzeichen auf den Schultern zu tragen“.

Diese harsche Kritik machte sofort ihre Runde, und so ruderte Morosow erwartungsgemäß zurück. Er habe nicht zurHinrichtung der dafür verantwortlichen Beamten aufgerufen. In einem Interview mit Gazeta.Ru erklärte der Politiker, dass er nur harte Maßnahmen meinte, die seiner Meinung nach auf einige Beamte angewendet werden sollten. „Und nicht etwa, dass Offiziere erschossen werden sollten, das ist Unsinn. Ich habe nur gesagt, dass ich einen solchen Beitrag im Internet gelesen habe. Und ich habe gesagt, dass Beamte hart behandelt werden sollten, nicht aber Offiziere“, sagte er.

Die bekannte russische Militärbloggerin Anastasia Kaschewarowa kritisierte die   verantwortlichen Offiziere ebenfalls.An die Kommandeure gewandt schreibt sie „Wegen euch sind Menschen gestorben. Ihr solltet degradiert und als einfache Soldaten an die Front geschickt werden. Und dort sollten euch eure ehemaligen Untergebenen befehligen, damit ihr es endlich versteht.“

Am 13. Oktober meldete die Gebietsregierung von Tscheljabinsk den Tod von fünf Personen, die vom Militärkommissariat in Korkino eingezogen worden waren. Über die Umstände ihres Todes gibt es keine Informationen. Den Familien der Toten wurde versprochen, dass sie zusätzlich zu den staatlichen Zahlungen 1 Million Rubel erhalten würden. Am 15. Oktober teilte der Pressedienst des Gouverneurs der Region Krasnojarsk mit, dass „vier Bewohner aus der Stadt Minussinsk, die während der Teilmobilmachung eingezogen wurden, während der Sonderoperation starben“. Laut Vzglyad Info trauere die ganze Stadt um die vier Männer, die am 26. September zu den Klängen eines Orchesters in Busse stiegen und zum Lernen nach Omsk fuhren, sich aber eine Woche später an der Front wiederfanden. Wie Verwandte mitteilten, starben sie alle am 5. Oktober in der Region Cherson. Die Umstände des Todes wurden noch nicht bekannt gegeben.

[hrsg/russland.NEWS]

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