Umfrage: Russlands verfolgte Autoren weiterhin populär©russland.news

Umfrage: Russlands verfolgte Autoren weiterhin populär

Drei russische Schriftsteller, die in Russland als zu ausländische Agenten oder sogar Extremisten erklärt wurden, schafften es gemäß einer Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstituts WZIOM unter die fünf wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller in Russland.

Das sind Boris Akunin, Dmitry Gluchowsky und Dmitry Bykow. Die Umfrage bat russische Bürger, bis zu drei Schriftsteller zu nennen, die sie als Schriftsteller des Jahres in Russland bezeichnen könnten. Von den zwölf Schriftstellern, die am häufigsten genannt wurden, sind nur fünf lebende Autoren.

An erster Stelle steht Sachar Prilepin. Er ist bekannt als Z-Patriot, der den Krieg in der Ukraine aktiv unterstützt und sogar daran teilgenommen hat. Seine Bücher wurden einst ins Deutsche übersetzt. Er ist auch dafür bekannt, sich ständig darüber zu beklagen, dass der Staat die „Z-Kunst“ nicht unterstützt. Vor Kurzem schrieb er sogar einen offenen Brief an Putin, in dem er sich darüber beschwerte, dass es in Moskau kein einziges Theater gibt, das Aufführungen „über die Heldentaten unserer Soldaten“ inszeniert. Fünf Prozent der Befragten nannten seinen Namen.

Zwei Prozent nannten Boris Akunin. Akunin (Pseudonym von Grigori Tschchartischwili) war viele Jahre lang einer der meistgelesenen Schriftsteller Russlands. Seine Kriminalromane wurden mehrfach in Russland verfilmt. Die Gesamtauflage von Akunins Büchern in Russland erreichte bereits im Jahr 2005 11 Millionen Exemplare. Seine Werke wurden ins Englische, Ungarische, Italienische, Spanische, Deutsche, Norwegische, Polnische, Türkische, Ukrainische, Finnische, Französische, Schwedische und Japanische übersetzt. Laut dem Hörbuchservice Storytel wurde Boris Akunin im Jahr 2021 zum beliebtesten Schriftsteller Russlands in der Kategorie „Geschichte“.

Laut der Russischen Staatsbibliothek wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 59 Ausgaben von Boris Akunin mit einer Gesamtauflage von 259.000 Exemplaren veröffentlicht. Akunin lebt seit langem in England. Sein Name verschwand bereits 2022 von den Plakaten russischer Theater. Im Dezember 2023 wurde er zur Zielperson eines Strafverfahrens und wurde in die Liste der Extremisten und Terroristen aufgenommen. Der Verlag AST gab bekannt, dass die Veröffentlichung und der Verkauf von Büchern der Autoren Boris Akunin und Dmitry Bykow aufgrund der politischen Äußerungen der Autoren vorübergehend eingestellt wurden. In dem Moskauer Verlag Sacharow, der Bücher von Boris Akunin herausbringt, laufen Durchsuchungen.

Dmitry Bykow (ein Prozent der Stimmen) wurde bereits im Sommer 2022 zum ausländischen Agenten erklärt, im Herbst 2022 erhielt auch Dmitry Gluchowski (ebenfalls ein Prozent der Stimmen) den gleichen Status. In Deutschland wurde sein Roman „Metro 2033“ im Jahr 2008 zum Bestseller. Im August wurde der Schriftsteller in Abwesenheit zu acht Jahren Haft wegen „Fake News“ über die russische Armee verurteilt.

Bykow ist hauptsächlich als Biograf von Boris Pasternak und Wladimir Majakowski bekannt. Im Jahr 2012 wurde sein Spruch, den er auf einem Plakat auf dem Bolotnaja-Platz während der Proteste trug, zum geflügelten Wort: „Schaukelt nicht das Boot, unsere Ratte ist seekrank“. Dabei ironisierte Bykow über die Aufrufe des Kremls, das politische Boot nicht zu schaukeln. Seit Anfang 2022 lebt Bykow in den USA.

In der Liste der Hauptautoren, die vom WZIOM erstellt wurde, befindet sich auch Wiktor Pelewin, der seine Position zum Krieg in der Ukraine nicht öffentlich erklärt. Die Prozentzahlen mögen gering erscheinen, aber sie sind vergleichbar mit denen, die die wichtigsten Klassiker der russischen Literatur erhalten haben. Zum Beispiel nannten auch nur ein Prozent der Befragten Fjodor Dostojewski oder Leo Tolstoi.

[hrsg/russland.news]

 

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