Auf der Krim sind drei Ukrainer verhaftet worden, die nach Angaben des russischen Geheimdienstes FSB dort Anschläge geplant haben sollen. Anders als nach einem ersten Fall im August blieb bisher aber eine scharfe politische Reaktion aus Moskau aus – obwohl die Beweislage diesmal überzeugender aussieht.
Die Festnahmen geschahen am Mittwoch in Sewastopol, am Donnerstag wurden die drei Verdächtigen für zwei Monate in Untersuchungshaft genommen. Nach Informationen der Zeitung „Kommersant“ aus Justizkreisen hätten alle drei Männer bereits gestanden, dass sie dem ukrainischen Militärgeheimdienst GUR angehören und auf der Krim Sabotage-Akte begehen sollten: Sie hätten Bombenanschläge auf Militärbasen und Infrastruktureinrichtungen wie E-Werke, Wasserwerke oder Gasverteiler begehen sollen.
Nach Angaben der Behörden in Sewastopol sei bei den Verdächtigen Sprengstoff, Waffen und Munition, entsprechende Ausrüstungsgegenstände und Karten mit potentiellen Anschlagszielen sichergestellt worden. Der FSB veröffentlichte ein entsprechendes Video von einer Durchsuchung einer Wohnung. Die drei Ukrainer seien Ende Oktober auf die Krim gekommen, hieß es.
Erste Sabotage-Gruppe führte zu Gesprächs-Abbruch
Bereits im August hatten die russischen Behörden mitgeteilt, dass sie eine ukrainische Gruppe von Diversanten ausgehoben und gestellt habe. Bei der Festnahme in der Nähe der Landgrenze von der Krim zur Ukraine kam es zu Schusswechseln, dabei wurden ein FSB-Mann und ein russischer Soldat getötet. Festgenommen wurden aber nur zwei Männer. Sie sitzen gegenwärtig in Moskau in U-Haft.
Nach diesem – von der ukrainischen Seite als russische Erfindung abklassierten – Vorfall hatte Präsident Wladimir Putin erklärt, dass es keinen Sinn mache, mit seinem ukrainischen Amtskollegen im Rahmen der „Normandie-Gruppe“ über eine Befriedung des Ostukraine-Konflikts zu sprechen, wenn die Ukraine gleichzeitig Saboteure auf die Krim schicke. Zwischenzeitlich hat sich Putin aber wieder mit Poroschenko in Berlin getroffen, wo man zumindest prinzipiell übereinkam, die gemeinsame Arbeit an der Umsetzung des Minsker Protokolls fortzusetzen. Eine offizielle Reaktion des Kremls auf die erneute Untergrund-Attacke steht noch aus.
Kiew dementiert: Wir schicken keine Saboteure auf die Krim
Aus Kiew wird unterdessen die Darstellung des FSB erneut bestritten: „In Wirklichkeit wurden keine Diversanten festgenommen, weil es auf der Krim und in Sewastopol keine gibt. Die russischen Geheimdienste wollen auf diese Weise ihre Effektivität demonstrieren, indem sie erneut ihre Führungsebene, ihr Volk und die internationale Gemeinschaft in die Irre führen“, erklärte ein Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Auch der erste Vorfall dieser Art im August war von Kiew als Vertuschungsmanöver ausgegeben worden, weil sich russische FSB- und Militäreinheiten auf der Krim versehentlich gegenseitig beschossen hätten.
Kopf des Trios ist Marine-Aufklärer und Militäranalyst
Bei Dmitri Schtyblikow, dem mutmaßlichen Anführer des jetzt festgesetzten Trios, handelt es sich nach russischen Medienberichten um einen entsprechend ausgebildeten Ex-Soldaten. Er sei bis zu seiner Entlassung aus dem Militär Kommandeur einer auf der Krim stationierten Aufklärungsrotte der 36. Brigade der ukrainischen Marine gewesen.
Vor dem Anschluss der Krim an Russland arbeitete er dort als Analyst für die ukrainische NGO „Nomos“, die sich als „Zentrum zur Unterstützung des Studiums von geopolitischen Problemen und der euroatlantischen Zusammenarbeit in der Schwarzmeer-Region“ tituliert. Schtyblikow habe eine damals Zeitschrift mit militärischen Analysen herausgegeben und sich auch um die Fragen der Nutzung der ukrainischen Infrastruktur durch die russische Schwarzmeerflotte gekümmert. Die Arbeit von Nomos sei von der EU-Kommission und einer Stiftung von George Soros finanziert worden, so der Nomos-Mitbegründer Michail Gontschar gegenüber dem „Kommersant“.
Ein Bruder Schtyblikows sagte der Zeitung, Dmitri Schtyblikow sei sich bewusst gewesen, dass er unter Beobachtung des russischen Geheimdienstes stehe, da er bei seiner Rückkehr auf die Krim am Grenzübergang ausführlich befragt worden sei. Er habe aber keinerlei Absichten zu Sabotageakten und keinen Kontakt zum ukrainischen Militärgeheimdienst gehabt.
Seitens der Behörden auf der Krim verlautete, man habe die Verdächtigen seit ihrer Einreise beobachtet und auf diese Weise sowohl ihre Kontaktleute wie auch ein Versteck mit Waffen und Sprengstoff ausfindig gemacht.
[ld/russland.NEWS]
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