Ukrainischer Experte führt Unglück von Tschernobyl auf hochangereichertes Uran zurück

Der Zusatz von hochangereichertem Uran zum herkömmlichen Atombrennstoff hätte die Explosion im vierten Reaktorblock des Atomkraftwerks Tschernobyl verursachen können. Diese Ansicht äußerte Sergej Tschebanenko, Oberassistent im Kiewer Institut für Geochemie, Mineralogie und Erze, am Dienstag in einem Gespräch mit RIA Nowosti.

„Nach dem Unglück von Tschernobyl hatten wir in Bodenproben und in Resten von Brennstäben Uran mit einem höheren Anreicherungsgrad entdeckt. Man hätte annehmen können, dass der Atombrennstoff für den Reaktor durch das Mischen von Uranpulver mit unterschiedlichem Anreicherungsgrad hergestellt wurde. Aber das ist unmöglich, weil Atombrennstoff aus homogenen Gasen bzw. Lösungen gefertigt wird und alle Teilchen eine gleiche Isotopen-Zusammensetzung aufweisen“, fuhr der Experte fort.

Zur Begründung seiner Hypothese sagte Tschebanenko: „Der Reaktor wird ab und zu zu prophylaktischen Arbeiten heruntergefahren. Sein Hochfahren nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch, was sehr teuer ist. Zum beschleunigten Start des Reaktors hätte Uran mit einem höheren Anreicherungsgrad verwendet werden können, so zum Beispiel Kernbrennstäbe mit 80-prozentigem Uran wie in U-Boot-Triebwerken.“

Brennstoff mit höherem Anreicherungsgrad habe auch intensivere Neutronenströme zur Folge. „Der automatische Schutz, der nicht für solche Neutronenströme gedacht war, wurde einfach abgeschaltet, damit er den Reaktor nicht stilllegt.“ „Ich bin davon überzeugt, dass die Reaktoren so mehr als einmal hochgefahren wurden. Aber ein zweites, ein sensibleres Schutzsystem, wurde nicht entwickelt“, sagte der Wissenschaftler.

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