[Uwe Niemeier, Kaliningrad] Fast die Hälfte meines Lebens habe ich in Osteuropa zugebracht. Früher nannte man das Gebiet Sowjetunion. Heute werde ich sehr nachdenklich, wenn ich mich an Vergangenes erinnere und Aktuelles sehe.
Es gibt Momente der Nachdenklichkeit und je älter man wird, um so mehr denkt man nach. Zumindest mir geht es so. Und manchmal fragt man sich, warum eine Entwicklung so stattgefunden hat, wie sie stattgefunden hat und ob das alles so richtig ist.
Vier Jahre habe ich in der Sowjetunion studiert. Eine unwahrscheinlich wertvolle Zeit. Und in den Hörsälen der Militärakademie saßen neben mir Russen, Ukrainer, Kasachen, Litauer, Polen, Ungarn. Aber auch Afghanen, Vietnamesen, Syrer. Wir verstanden uns gut, sprachen alle mit einer Sprache – der russischen Sprache. Was die „Sowjetbürger“ anbelangt – ich konnte nicht unterscheiden wo jemand herkam, also aus welcher Sowjetrepublik er gebürtig war. Und es war auch unwichtig. Wir sprachen alle eine Sprache, die Ausländer allerdings mit Akzent und Fehlern.
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