TV-Vertrauen der Russen nahm ab, während es in Telegram und soziale Netzwerke stieg

TV-Vertrauen der Russen nahm ab, während es in Telegram und soziale Netzwerke stieg

Im März und April sank der Anteil der Russen, die das Fernsehen für die zuverlässigste Informationsquelle halten, während das Vertrauen in Telegram-Kanäle und soziale Netzwerke zunahm, fand die internationale Werbeholding GroupM heraus. In Krisensituationen kommt es immer zu Veränderungen im Medienkonsum, sagen Experten.

Die russische Zeitung Kommersant konnte in die Studie der GroupM zum Medienkonsum in Russland im März und April Einblick nehmen. Sie zeigt, dass das Vertrauen in das Fernsehen gesunken ist: Während am 17. März 33 Prozent der Befragten das Fernsehen als die Informationsquelle nannten, der sie mehr vertrauen als anderen, waren am 27. April nur noch 23 Prozent der Befragten dieser Meinung.

Die Frage wurde wie folgt formuliert: „Wenn über ein Ereignis in verschiedenen Medien unterschiedlich berichtet wird, welchem Medium würden Sie am meisten vertrauen?“ Mehr als 1.700 Befragte im Alter zwischen 18 und 60 Jahren in russischen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern nahmen an der Umfrage teil.

Russen, die außerhalb von Großstädten leben, haben das meiste Vertrauen in das Fernsehen verloren: 34 Prozent dieser Befragten wählten am 17. März das Fernsehen als vorrangige Medienquelle, am 27. April waren es nur noch 24 Prozent. Bei den Einwohnern Moskaus und St. Petersburgs lag der Anteil derer, die sich für das Fernsehen entscheiden, noch im März bei 27 Prozent, fiel aber bis Ende April auf 21 Prozent.

Wie GroupM feststellte, ist die Aufmerksamkeit für die Nachrichtensender nach wie vor hoch, aber die Einschaltquoten einiger Sender sind zurückgegangen, wenn man den Zeitraum vom 14. bis 20. Februar mit dem Zeitraum vom 18. bis 24. April vergleicht. Nach den Berechnungen der Gruppe, die auf Mediascope-Daten beruhen, sank die TVR (die durchschnittliche tägliche Zeit, die ein Zuschauer mindestens eine Minute lang einen Fernsehkanal einschaltet) bei Channel One um 18 Prozent auf 1,46 Minuten, bei NTV um 6 Prozent auf 1,44 Minuten, während die Zahl bei Rossija-1 gleichblieb und bei Rossija 24 um 55 Prozent auf 0,59 Minuten stieg.

Auch das Vertrauen in Online-Medien und offizielle Websites ist gesunken: Am 17. März bezeichneten 26 Prozent der Befragten diese als zuverlässige Quellen, am 27. April waren es 23 Prozent.

Gleichzeitig begannen die 45- bis 60-Jährigen, den Internetmedien mehr Vertrauen zu schenken: 25 Prozent nannten sie im April als vorrangige Informationsquelle gegenüber 20 Prozent im März. Ebenfalls stieg das Vertrauen in soziale Netzwerke, Blogs und Telegram-Kanäle: Der Anteil derjenigen, die diese Informationsquellen wählen, stieg von 19 Prozent auf 23 Prozent.

Ein Vertrauensverlust in das Fernsehen als Informationsquelle sei in Krisensituationen nicht ungewöhnlich, sagt Dmitry Kurajew, Leiter des russischen Büros von ECI Media Management: „Das gleiche Bild wurde zu Beginn der Pandemie beobachtet“.

[hrsg/russland.NEWS]

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