Turn-WM: Russische Ehrenrettung durch die Damen

Ein Fiasko deutete sich an für Russlands Turner mit dem Auftakt der aktuellen Weltmeisterschaft im schottischen Glasgow. Nun haben sich zumindest bei den Einzelgerät-Wettkämpfen der Damen doch noch drei Goldmedaillen zur Ehrenrettung der russischen Mannschaft eingestellt.

Desolater Auftakt für Russlands Team

Nachdem die Damen im Mannschaftswettbewerb durch zahlreiche Stürze der an sich starken russischen Turnerinnen nur den undankbaren vierten Platz erreichten, mussten sich auch die Herren mit der Blechmedaille auf Rang vier hinter Japan, Großbritannien und China zufrieden geben. Da passte es schon fast ins Bild, dass auch beim Mehrkampf der Damen dann keine Russin unter die ersten Acht gelangten und bei den Herren in dieser Disziplin der beste Russe Kuksenkow nur auf Rang sechs rangierte. In den Gerätefinals der Herren schaffte es dann noch kein einziger Russe unter die besten Acht.

Doch noch dreimal Gold in den Gerätefinals

So kehrten gestern die russischen Hoffnungen trotz des verpatzten Auftaktes zu den Damen zurück, die im Schnitt in den letzten Jahren stets die besseren Leistungen erbracht hatten. Immerhin ist Maria Paseka eine Königin des Sprungs und Viktoria Komowa und Daria Spiridonowa stets überragend an ihrem Lieblingsgerät, dem Stufenbarren. Dass dann gleich alle drei Russinnen Gold holten – damit hätte manch Pessimist nach dem vorherigen Wettkampfverlauf wohl nicht mehr gerechnet. Am Stufenbarren gab es sogar vier punktgleiche Goldmedaillen, so dass Silber und Bronze gar nicht mehr vergeben wurden. Punktgleich auf 15.366 mit Daria und Viktoria landeten Yilin aus China und Kocian aus den USA, da manch schwerere Übung dann wieder unsauberer geturnt wurde.

Drei Russinnen in den letzten beiden Gerätefinals

Noch sind die russischen Medaillenhoffnungen nicht vorüber, denn im aktuell laufenden Endkampf um die Medaillen auf dem Schwebebalken sind Viktoria Komowa und Seda Tutchaljan mit dabei, auf dem Boden Xenia Afanasjewa. Das bisher erfolgreichste Team der WM ist die USA, hier ebenfalls vor allem wegen der starken Damen, während bei den Herren Großbritannien und Japan mehr dominierten. Der deutsche Turnverband ist bisher ohne Medaille geblieben, die Hoffnungen liegen hier noch auf Hambüchen und Bretschneider am Barren. Die starke Schweizerin Giulia Steingruber wurde im Mehrkampf fünfte und am Sprung siebte, die beste deutsche Turnerin Elisabeth Seitz im Mehrkampf zehnte.

+++ Update 01.11.2015 +++ 17:35 Uhr +++

Die russische Hoffnung auf weitere Damenmedaillen am letzten Wettkampftag hat sich erfüllt: Xenia Afanasiewa holte auf dem Boden Silber. Daneben gab es die erste Medaille für die deutsche Turnerschaft, Bronze für Pauline Schäfer auf dem Schwebebalken. Hinter ihr landete die Russin Viktoria Komowa ein weiteres Mal auf Rang vier, Seda Tutchaljan wurde Sechste. Als letzter Wettkampf läuft aktuell noch das Finale der Herren am Barren, jedoch ohne russische Beteiligung. Als Endergebnis haben die rusisschen Damen ihren Platz in der Weltspitze erfolgreich verteidigt – die Konkurrenz ist jedoch noch um einiges dichter beieinander als im Eiskunstlauf oder gar der Sportgymnastik. Die Herren aus Russland hinken hinter Teams wie Japan, Großbritannien oder China jedoch deutlich hinterher und sind weit von den glorreichen Tagen der 80er und 90er Jahre entfernt. Die weltweit erfolgreichsten Turnerinnen und Turner sind nun die USA, bereits vor dem Ende des letzten Wettkampfs uneinholbar im Medaillenspiegel, vor allem wegen dem starken Frauenteam.

Roland Bathon, russland.RU; Foto: Daria Spiridonowa, Goldmedaille am Stufenbarren, Foto: (c) Stefan Wurzer

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