„Träume von Freiheit – Romantik in Russland und Deutschland“

„Träume von Freiheit – Romantik in Russland und Deutschland“

Im Rahmen des Deutschlandjahres in Russland zeigt die Tretjakow-Galerie eine sehr ungewöhnliche Ausstellung – ein Kooperationsprojekt mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die Ausstellung „Träume von Freiheit. Romantik in Russland und Deutschland“ umfasst über 300 Exponate, darunter etwa 200 Gemälde, sowie grafische Arbeiten, Installationen, historische Artefakte und Archivmaterial. Es ist eines der größten internationalen Ausstellungsprojekte in der Geschichte der Tretjakow-Galerie, die erste Erfahrung in der internationalen Museumspraxis, Meisterwerke der Epoche der Romantik aus zwei Ländern auf einer Plattform zu verbinden.  Die Exposition vereint die Werke der größten Künstler des ersten Viertels des 19. Jahrhunderts.

Für das Design der Exposition konnte das Museum den berühmten amerikanischen Architekten Daniel Liebeskind gewinnen. Der hat die Ausstelllung als ein Labyrinth aus zwei Spiralen mit zwei sich überschneidenden Achsen gestaltet. Die Spirale steht für Undendlichkeit – einer der wichtigsten Aspekte der Romantik.

„Die Romantik ist ein universelles Phänomen in Europa und Russland, das den Grundstein für die moderne Kunst, und sogar für die Weltanschauung legte. Es geht nicht um einen Stil in der Malerei, sondern um neue Prinzipien in der Musik, der Philosophie, den Naturwissenschaften, der Politik und sogar in der Küche“, erklärt Sergei Fofanow, einer der Kuratoren der Ausstellung. „Größtenteils wegen des Eisernen Vorhangs fiel Russland irgendwie aus diesem Prozess heraus und man behauptete, dass sich die russische Kunst in Isolation entwickelte. Diese Ausstellung ist der erste Versuch, die russische Malerei in das allgemeine Bild der Romantik einzubeziehen und sie Seite an Seite mit den Werken der deutschen Romantik zu zeigen“.

In einer einzigartigen Chronik der Romantik vergleicht die Ausstellung wichtige historische Ereignisse in Deutschland und Russland von 1789 bis 1852. Diese Periode war für Deutschland und Russland eine Art goldenes Zeitalter, eine Periode intensiver künstlerischer Entwicklung, die Bildung dessen, was man die nationalen Kunstschulen nennen kann. Es war eine Zeit intensiver kreativer Kontakte zwischen Künstlern, Schriftstellern und Musikern beider Länder, eine Zeit, in der in Russland die Leidenschaft für deutsche Philosophie, Literatur, Musik und Kunst einen starken Impuls für die Herausbildung innovativer künstlerischer Ideen lieferte.

Die Ausstellung ist thematisch als Wanderungen oder als sieben Kapitel eines Romans angelegt, die alle in die Freiheit führen – „Unmöglichkeit der Freiheit“, „Heimat“, „Innenwelt“, „Kindheit“, „Kabinett“, „Protagonisten“, „Freiheit“. „Das Hauptmotiv der Romantik ist die Wanderschaft. Nachdem wir alle Ausstellungsräume durchschritten haben, kommen wir doch zur Freiheit, das heißt, wir erlangen sie. Schließlich ist die Freiheit des Schaffens eines der wichtigsten Elemente der Romantik“, so Fofanow. Der erste Saal heißt „Heimat“, ein Begriff, der ebenfalls von den deutschen Romantikern eingeführt wurde.  In der Romantik entsteht das Bild der Heimat aus dem Gefühl des Verlustes.

Wenn man die Werke zum Beispiel des berühmten Caspar David Friedrich und des russischen Künstlers Wenezianow genießt, fällt auf, wie übereinstimmend ihre Werke sind. Ganz zu schweigen davon, dass der russische Dichter und Übersetzer der deutschen Romantik Wassilij Schukowski ein Freund des Künstlers war und Werke des Künstlers dem Zaren Nikolaus dem Ersten ans Herz legte. Im Zentrum der Ausstellung stehen vier bedeutende Künstler der russischen und deutschen Romantik: Alexej Wenezianow, Alexander Iwanow, Caspar David Friedrich und Carl Gustav Carus. Jeder von ihnen ging seinen eigenen Weg und erreichte in seinem Werk wahre innere Freiheit

Nach Beendung der Ausstellung in Moskau geht der Hauptteil der Exposition nach Deutschland. Im Oktober 2021 wird die Ausstellung im Museum Albertinum in Dresden eröffnet.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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