Massenweise tote Robben am Baikalsee

In den vergangenen Tagen sind bereits mehr als 140 Robben tot an die Strände des Baikalsees geschwemmt worden. Die Ursache des Massensterbens ist noch unklar, Experten gehen jedoch von einer Epidemie aus. Nun soll die Nahrungskette untersucht werden.

Ein dramatisches Massensterben der auf der Welt einzigartigen Baikalrobben beschäftigt derzeit die Behörden im sibirischen Irkutsk. Obwohl noch keine eindeutigen Krankheitserreger bei den toten Tieren gefunden wurden, befürchten örtliche Biologen eine Epidemie, die den gesamten Baikalsee betreffen könnte. Bei den angeschwemmten Kadavern handele es sich um erwachsene und kräftige Exemplare teilten die Behörden mit. 80 Prozent der Tiere seien trächtige Weibchen gewesen, heißt es in der offiziellen Mitteilung.

Die Baikalrobbe ist die einzige unter den Robbenarten, die ausschließlich im Süßwasser lebt. Wie es ihr Name schon ahnen lässt, ist sie in der freien Natur lediglich im Baikalsee anzutreffen. Mit einer Körperlänge von höchstens eineinhalb Metern und einem Gewicht von rund achtzig Kilogramm zählt sie zu den kleineren Robbenarten. Auffällig sind die, zu ihrem plumpen Körper auffällig groß proportionierten, Augen, die es den Tieren ermöglichen, im Baikalsee in Tiefen von 50 bis 300 Metern auf Jagd nach Nahrung zu gehen.

Jäger in der Tiefe

Nachdem die Population seit Ende des 19. Jahrhunderts drastisch zurück gegangen ist, wurden die Baikalrobben unter strengen Artenschutz gestellt. Das bedeutet, dass die Art zwar nicht akut gefährdet, der Fang jedoch nur auf wenige Exemplare reglementiert ist. Der heutige Bestand wird auf rund 128.000 Tiere geschätzt.

Da der Baikalsee als größter Süßwassersee der Erde enormes touristisches Potential birgt, gelangen auch Krankheitserreger in den Lebensraum der Robben. So verendeten rund 7.500 Tiere Ende der 1980er Jahre an Staupe. Einer Krankheit, die durch Hunde übertragen wird, für die die Baikalrobbe besonders anfällig scheint. Außer verschiedenen Adlerarten, die regelmäßig die Jungtierkolonien ausdünnen, hat die Baikalrobbe keine nennenswerten Fressfeinde.

Allerdings ist sie ihrerseits als größter Prädator im Baikalsee in hohem Maße anfällig für Umweltgifte, die bereits von Fischen, der Nahrung der Robben, aufgenommen wurden. Biologen gehen deshalb von chronischen Gesundheitsschäden und Schädigungen des Immunsystems aus.

Umweltgifte in der Nahrungskette

Ob dies auch als Ursache für das neuerliche Massensterben der Baikalrobben verantwortlich gemacht werden kann, ist bislang noch ungeklärt. Eine gemeinsame Kommission, gegründet aus mehreren Behörden, soll dem Auslöser der Todesfälle auf den Grund gehen. Wie die Gebietsverwaltung mitteilte, seien bisher keine Krankheitserreger, wie zum Beispiel Viren, gefunden worden.

Laut den ersten Laboranalysen sei Herzstillstand die Todesursache der Tiere gewesen. Auffälligerweise sei zudem bei vielen der gestrandeten Tiere der Magen-Darm-Trakt leer gewesen. Sergej Grochotow vom Veterinäramt in Irkutsk mutmaßte deshalb gegenüber der Nachrichtenagentur TASS, dass die Robben an Unterernährung gestorben sein könnten. Warum sie keine Nahrung aufgenommen haben, konnte er sich selbst nicht erklären. Nun sollen entnommene Wasserproben und Teile der Nahrungskette untersucht werden.

Von einer für Mensch und Tier gefährlichen Krankheit wurde zunächst nichts bekannt. Vorsichtshalber sprach die Staatsanwaltschaft jedoch eine Warnung aus. „Fell und Fleisch der toten Robben dürfen nicht für den Hausgebrauch verwendet werden“, hieß es seitens der Behörde. Wie berichtet wurde, hätten Anwohner das Fleisch bereits an Hunde verfüttert sowie Fett und Fell der Tiere nutzen wollen.

[mb/russland.NEWS]

COMMENTS