Syrien und Jemen: Die Schwarz-Weiß-Logik des Kalten Kriegs

[Von Florian Rötzer] – Während der Westen Russlands Luftangriffe in Syrien geißelt, ist der saudische Luftkrieg im Jemen kein Thema, der türkische Krieg gegen die Kurden wird hochgefährlich.

Putin und Obama haben gestern miteinander telefoniert und dabei angeblich betont, dass wie in der Syrischen Unterstützergruppe (ISSG) in München möglichst schnell ein humanitärer Zugang zu abgeriegelten Gebieten und ein landesweiter Waffenstillstand geschaffen werden müsse. Putin stellte die Notwendigkeit einer gemeinsamen Front gegen den Terrorismus heraus und kritisierte zweifache Maßstäbe. Die fallen derzeit vor allem gegenüber der Türkei auf, die massiv gegen die eigene kurdische Bevölkerung vorgegangen ist und ähnliche Zerstörungen in den Städten anrichtete, wie sie in Syrien zu sehen sind, und gegenüber Saudi-Arabien, das seit einem Jahr einen Krieg gegen jemenitische Aufständische führt und dabei Zivilisten ebenfalls nicht schon.

Während die beiden Alliierten massive Kriegseinsätze auch gegen die Zivilbevölkerung führen, ist man sich auch auf der Sicherheitskonferenz einig gewesen, alleine Russland eines angeblichen „Flächenbombardements“ zu beschuldigen. Dafür gibt es zwar keine Beweise, zumal dort, wo die russische Flugwaffe bombardiert, sich auch Stellungen etwa des Islamischen Staats oder von al-Nusra befinden. Aber die Logik Freund-Feind ist derzeit mit den entsprechenden Scheuklappen wieder hart zementiert.

Trotz des versöhnlichen Tons der beiden Präsidenten sind die Unterschiede kaum zu überbrücken, zumal die Regionalmächte hinter den beiden Großmächten nicht willens sind, ihre geopolitischen Interessen zurückzustecken. Es ist aber auch nicht abzusehen, dass Russland die Luftunterstützung der Offensive der syrischen Truppen in der Provinz Aleppo einstellen wird, so lange die „Rebellen“ nicht entscheidend geschwächt wurden oder die USA bereit sind, mit Russland an einer Friedenlösung zu arbeiten.

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