Stehen Russland und die Ukraine vor einem neuen Gaskonflikt?

Die Ukraine hat in den letzten Jahren deutlich weniger Gas bei Gazprom gekauft, als dies der aktuelle Vertrag von ihr verlangt. Laut Bedingungen des Vertrags mit Abnahmegarantien drohen diesem Land Geldstrafen und im Falle der Nichtzahlung von Schulden der Übergang zum Prepaid-System.

Ausgerechnet wegen nicht abgenommener Gasmengen hatte Gazprom im Januar dieses Jahres an die Ukraine eine Rechnung in Höhe von sieben Milliarden US-Dollar ausgestellt. Die ukrainischen Behörden erklärten, sie würden dafür nicht zahlen, und die Bezahlung dieser Rechnung blieb aus. Von den im letzten August geschuldeten 882 Millionen US-Dollar wurden nur 20 Prozent gezahlt, so der Radiosender Stimme Russlands

Angeblich soll die Ukraine zu viel gezahlt haben.

Die Ukraine hat laut Premier Nikolai Asarow in den letzten drei Jahren für das russische Erdgas rund 20 Milliarden US-Dollar zu viel bezahlt, schreibt RIA-Novosti.

„In den letzten drei Jahren haben wir 20 Milliarden Dollar zu viel gezahlt, die mittlerweile in die Modernisierung der Industrie, des Gesundheitswesens oder für die Umsetzung von Projekten im Bereich Infrastruktur angelegt hätten werden könnten“, teilte Asarow in einer Regierungssitzung am Mittwoch mit.

Zurzeit zahle die Ukraine den höchsten Preis für russisches Gas in Europa, so Asarow. Neben der sinkenden Nachfrage nach ukrainischen Waren auf den Weltmärkten hätte sich dies auf das ukrainische Wirtschaftswachstum negativ ausgewirkt.

Die Ukraine, die stark von den russischen Gasimporten abhängig ist und nach dem Zerfall der Sowjetunion den Rohstoff jahrelang spottbillig kaufte, muss jetzt den vollen Preis zahlen, den Kiew als unfair bezeichnet. Die ukrainische Regierung versucht vergebens, bei Russland einen niedrigeren Gaspreis auszuhandeln.

Um die Durchleitung von Gas über die Ukraine und damit die Gasversorgung Europas über den Winter sicherzustellen, habe Gazprom bereits eine Milliarde Dollar im Voraus überwiesen. Der ukrainische Staatskonzern Naftogaz wollte sich nicht dazu äußern, schreibt Euractiv.de.

Die Ukraine ist ein wichtiges Transitland für den Gas-Transport nach Europa. Der Streit über Gaspreise und Transitgebühren mit Russland hat in den vergangenen Jahren wiederholt zu Lieferunterbrechungen geführt – so 2006 und 2009. „Es besteht die Gefahr eines neuen Gas-Krieges mit der Ukraine“, sagte Analyst Sergej Wachramejew.

Die Geschichte könnte sich wiederholen. Die Bedeutung der Ukraine ist für den Gas-Transit nimmt aber ab, da das Land mit der Ostsee-Pipeline Nord Stream und der von Russland geplanten South-Stream-Röhre umgangen werden kann.

Der Gaskonflikt Russland – Ukraine 2005-2010 in unserem Archiv >>>

russland.TV über den Gasstreit 2008/2009
 



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