Sputnik instrumentalisiert Lawrow: Commerzbank und Deutsche Bank gemeinsam gegen RT Deutsch

Sputnik instrumentalisiert Lawrow: Commerzbank und Deutsche Bank gemeinsam gegen RT Deutsch

[Kommentar von Ulrich Berger] Keinen tiefen, aber immerhin einen, Einblick in die Mechanismen der Zusammenarbeit des russischen Außenministeriums mit seinen Auslandssendern verschafft die Geschichte einiger Worte Sergei Lawrows während der Pressekonferenz mit seinem deutschen Kollegen Heiko Maas vor zwei Tagen.

Der russische Außenminister suchte in Sachen „Qualitätsjournalismus“ zu punkten. Es ging um den deutschen Auslandsender Deutsche Welle. Dabei brachte Lawrow die diskriminierende Behandlung der russischen Medien Sputnik und RT Deutsch (früher Russia Today) durch französische und deutsche Stellen ins Spiel. Im Pariser Elysee-Palast wurde ihnen jüngst die Akkreditierung verweigert und – jetzt kommt der Kern dieses Kommentars – die „deutschen Kreditinstitute Deutsche Bank und Commerzbank hätten Strukturen von RT Deutsch die Einstellung ihrer Dienstleistungen ohne Begründung mitgeteilt“. Auch wir berichteten darüber.

Wenn deutsche Medien über eine Angelegenheit wenig berichten, verspricht oft der Blick in russisch-deutsche Medien Aufklärung. Deutsche Banken drangsalieren russische Medien – an sich ein gefundenes Fressen für die vom Westen diskriminierten russischen Auslandssender. Die betroffene Partei, RT Deutsch, schwieg über die ihr geltenden Schikane. Die Eingabe des Begriffes „Commerzbank“ in die Suchfunktion von Sputnik führte ebenfalls zu keinem Erkenntnisgewinn.

Die russischen Nachrichtenagenturen Tass und RIA Novosti übernahmen Lawrows Worte, verschwiegen aber die beiden namentlich genannten deutschen Banken. Ein Anruf bei der Commerzbank brachte nur den Hinweis, jeglichen Kommentar dazu verbiete das Bankgeheimnis.

Erst ein Blick auf die internationale Presselandschaft entblößte, wie selektiv Sputnik mit der Wahrheit – oder Unwahrheit – umgeht. Sputnik veröffentlichte Lawrows Worte – versehen mit den von Lawrow erwähnten Namen Commerzbank und Deutscher Bank – auf seiner italienischen, türkischen, polnischen, tschechischen und rumänischen Ausgabe von der ungeheuerlichen Drangsalierung der deutschen Geldhäuser Commerzbank und Deutsche Bank. Selbst nach Vietnam drang die Nachricht durch.

Nur auf der deutschen Seite von Sputnik sucht man vergeblich nach dem Hintergrund einer weiteren Einschränkung russischer Pressefreiheit in Deutschland.

ZEIT ONLINE will die Mauer des – berechtigten – Schweigens über Bank-Interna überwunden haben. „Tatsächlich führt RT Deutsch ein Konto bei einer deutschen Bank, wollte aber ein zweites bei einem anderen privaten Institut eröffnen. Das hat die zweite Bank mit Hinweis auf das erste Konto abgelehnt“, erklären sie die „scharf zugespitzte Halbwahrheit“ aus dem Munde von Sergei Lawrow. Wenn ZEIT ONLINE die Wahrheit geschrieben hat, sollte man nicht den russischen Außenminister der Lüge bezichtigen, sondern seine Informanten rügen.

Tass und RIA erkannten sofort, dass die Beteiligung der Deutschen Bank und Commerzbank zweifelhaft ist. RT schwieg komplett und Sputnik sah das Risiko einer Zeitungsente die in Deutschland umgehend untergehen würde. Als Fake News fürs Ausland dennoch brauchbar.

Qualitätsjournalismus eben.

 

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