Sportgerichtshof schließt russische Leichtathleten von Rio aus – scharfe Kritik aus dem Kreml

Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne hat 68 russischen Leichtathleten die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio verboten. Damit weist es den Einspruch der betroffenen Athleten gegen eine Entscheidung des Internationalen Leichtathletikverbandes IAAF zurück. Das letzte Wort hat jetzt das IOC. Der Kreml kritisiert den Beschluss des CAS als „inakzeptabel“ und spricht von Verhängung einer „Kollektivschuld“.

Laut Matthieu Reeb, dem Generalsekretär des Sportgerichtshofs, behält sich das IOC (Internationale Olympische Komitee) vor, doch russische Leichtathletin nach Rio zu lassen, „wenn sie den Kriterien entsprechen“. Dies ist wohl die letzte Hoffnung für die Sportler, denn CAS räumt ihnen jetzt zwar noch ein Berufungsrecht ein, „aber nur in Details“, wie es heißt. Gegen das Haupturteil gebe es keinen Einspruch mehr.

Unter Kollektivverdacht

Wladimir Putins Pressesprecher Dmitri Peskow kritisiert die CAS-Entscheidung scharf. Es seien einfach alle Leichtathletin gesperrt worden, egal ob mit oder ohne Doping-Nachweis. „Aus unserer Sicht ist diese kollektive Verantwortung kaum zu akzeptieren“, sagte er am Donnerstag in Moskau.

Sportminister Vitali Mutko, der selbst im Fokus der internationalen Kritik steht, sagte gegenüber TASS: „Ich kann nur mein Bedauern ausdrücken. Jetzt werden wir darüber nachdenken, wie wir weiter vorgehen. (…) Meiner Ansicht nach ist das eine subjektive und ein wenig politisierte Entscheidung, die keine rechtliche Basis hat.“ Es sei eine „Erniedrigung für den ganzen Sport“, und dabei sei die IAAF selbst „in Korruption versunken“.

Beerdigung der Leichtathletik“

Jelena Issinbajewa, zweifache Olympiasiegerin im Stabhochsprung und Russlands Vorzeigeathletin, bezeichnet das CAS-Urteil als „Beerdigung der Leichtathletik“. Den russischen Athleten bleibe jetzt nur die Hoffnung auf das IOC. „Das letzte Wort hat (IOC-Präsident – Anm. d. Red.) Thomas Bach“, so Issinbajewa, die es sich nach einer Kinderpause zum Ziel gesetzt hat, in Rio erneut Gold für Russland zu holen.

Der Disqualifikation war ein Bericht der Welt-Antidoping-Behörde WADA vorausgegangen, in dem Russland eine systematische, staatlicherseits unterstützte Doping-Praxis vorgeworfen wird. So sollen unter anderem bei den Winterspielen 2014 in Sotschi im großen Stil Dopingproben ausgetauscht worden sein, um den russischen Athleten eine „weiße Weste“ zu verpassen.

[sb/russland.NEWS]

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