Sport und frische Luft – wie GUS-Länder auf das Coronavirus reagieren?

Sport und frische Luft – wie GUS-Länder auf das Coronavirus reagieren?

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko sorgte erneut für Schlagzeilen.
Am 17. März kommentierte er die Situation mit dem Coronavirus und schlug vor, sich häufiger die Hände zu waschen, pünktlich zu frühstücken, zu Mittag und zu Abend zu essen sowie zur Vorbeugung in die Sauna zu gehen und – Wodka trinken.

Anfang April legte Lukaschenko nach: Er kritisierte die Politik der Selbstisolation und riet stattdessen häufiger an die frische Luft zu gehen und Sport zu treiben.
„Gestern sagte ein sehr kluger Russe, man müsse das Virus physisch bekämpfen. Wie stellt er sich das vor? Ich denke, man muss sich vor Gefahren schützen. Also Sport treiben und im Freien sein. Es ist notwendig, der Lunge zu helfen“, so Lukaschenko. „Wir brauchen fetthaltige Lebensmittel. Und ich habe mich auch eingeschränkt. Aber jetzt muss saure Sahne gegessen werden. Es gilt als erwiesen, dass Fett der Lunge hilft, Viren zu bekämpfen“, glaubt der Präsident von Weißrussland zu wissen.

Zuvor hatte Lukaschenko die Situation mit der Pandemie des Coronavirus als Psychose bezeichnet. Zum 5. April wurden in Weißrussland insgesamt 163 Fälle von durch Covid-19 ausgelöste Atemwegskrankheiten registriert. Zwei Menschen verstarben an den Folgen.

Noch origineller wird das Virus in Turkmenistan „bekämpft“. Die turkmenischen Behörden haben angeordnet, soweit wie möglich die Verwendung des Wortes „Coronavirus“ vermeiden, um die Verbreitung von Informationen über die Pandemie zu verhindern. Wer auf der Straße Schutzmasken trägt oder über die globale Coronavirus-Pandemie spricht, kann von Polizisten in Zivil festgenommen werden.

Zuvor hatte der Präsident von Turkmenistan, Gurbanguly Berdymuchamedow, während eines Regierungstreffens den Bürgern geraten, sich mit alten Volksheilmitteln gegen Viren zu wappnen. Berdymuchamedow stellte fest, dass die Vorfahren der Turkmenen im Laufe der Jahrtausende nationale Methoden entwickelt haben, um schlechte Gewohnheiten zu bekämpfen und verschiedene Infektionskrankheiten zu verhindern.

Aktuellen Angaben zufolge wurden in Turkmenistan keine Fälle von Coronavirus-Infektionen registriert. Usbekistan bemüht sich weiterhin, die Ausbreitung des Virus im Land einzudämmen, aber immer mehr Patienten werden in Krankenhäuser für Infektionskrankheiten eingeliefert. Am 4. April um neun Uhr morgens zählte das Land 221 Personen mit dem Coronavirus. Siebzehn Patienten haben Symptome einer Lungenentzündung, vier von ihnen haben sind schwer erkrankt – zwei von ihnen relativ sehr schwer.

Im Nachbarstaat Usbekistan dagegen wurden fast 100.000 Menschen unter Quarantäne gestellt. In der Provinz Taschkent wird eine Quarantänezone eingerichtet, die 10.000 Menschen aufnehmen kann. Mehr als 2.200 Bürger, die aus dem Ausland zurückgekehrt sind, sind dort bereits untergebracht. Nach Angaben am Morgen des 6. April waren in Usbekistan 390 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Bei 31 Patienten wurde eine Lungenentzündung diagnostiziert, bei neun von ihnen war der Zustand relativ schwerwiegend, bei zwei – schwer.

Die Situation der Verbreitung von Coronavirus in Kirgisistan, das an Usbekistan grenzt, ist nach wie vor kritisch. Insgesamt wurden 147 mit COVID-19 infizierte Personen im Land registriert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden in der Hauptstadt insgesamt 20 Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt. Wenn das Gesundheitsministerium bis vor kurzem die Tatsache einer Infektion mit COVID-19 durch Ärzte bestritt, so hat es in den letzten Tagen neun Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus beim medizinischen Personal festgestellt.

Ein Rätsel stellt Tadschikistan dar. Das asiatische Land grenzt sowohl an Usbekistan, als auch an Kirgisistan. Sein großer Nachbar ist China. Und doch hat Tadschikistan bisher keinen einzigen Coronavirus-Fall gemeldet. Seit Februar versuchen Journalisten, Informationen darüber zu finden, ob es das Coronavirus in Tadschikistan doch gibt. Immer wieder tauchen Informationen über angebliche Erkrankte auf. Aber das Gesundheitsministerium bestritt heute erneut, dass ein 60-jähriger Mann im Norden Tadschikistans an einem Coronavirus gestorben ist. Inzwischen haben die Behörden alle Grenzen geschlossen. Nach den neuesten Angaben wurden vom 1. Februar bis 4. April dieses Jahres in Tadschikistan etwa 6.468 Menschen unter Quarantäne gestellt und inzwischen 3.292 wieder freigelassen. Auch die Fußballliga in Tadschikistan läuft weiter – allerdings vor leeren Rängen.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die mögliche Infizierung mit dem Coronavirus in Tadschikistan und Usbekistan ist, dass Millionen von Menschen aus diesen Ländern als Gastarbeiter in Russland arbeiten. In Russland wurden zum 6. April insgesamt 6.343 Coronavirus Fälle registriert. 42 Menschen starben.

Beim großen russischen Nachbar Kasachstan ist Coronavirus in 584 Fällen offiziell bestätigt worden. Die Zahl der Infizierten stieg um 53 Personen. Die Gesamtzahl der Todesfälle durch das Coronavirus in Kasachstan beträgt sechs Personen – heute wurde ein Todesfall registriert. Am 5. April starb ein 56-jähriger Lkw-Fahrer, der mit seinem Lkw von Moskau nach Almaty unterwegs war.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

Korrektur: Eine frühere Version dieses Artikels enthielt leider einen Fehler. Wir hatten geschrieben: „Die turkmenischen Behörden haben die Verwendung des Wortes Coronavirus verboten, um Informationen über die Pandemie zu verbergen, meldete das Portal der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF). Menschenrechtsaktivisten zufolge ist es allen Medien im Land verboten, das Wort  Coronavirus zu erwähnen.“ Die Quelle dieser Nachricht, RSF, hat diese Aussage inzwischen korrigiert und als Fehler bezeichnet. Wir entschuldigen uns bei unseren Lesern für diese fehlerhafte Übernahme.

 

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