Aus verschiedenen Städten der Ostukraine werden wieder Unruhen gemeldet, wärend die dortigen pro-ukrainischen Führungskräfte verzweifelt versuchen, die Lage wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Interessanterweise handelt es sich dabei meist um Offizielle aus den Reihe von Janukowitschs „Partei der Regionen“. Erst am Abend wird sich zeigen, ob es zu neuen Auseinandersetzungen kommt, denn viele Protestierer gehen quasi von der Arbeit auf die Straße.
So meldet die Onlinezeitung „Luganskij Radar“ in Charkow heute prorussische Aktivisten vor der Gebietsverwaltung, die versuchen, diese wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, nachdem ein neuer Gourverneur für die Region bestellt wurde. Vor ihnen besteht noch ein Schutzschild aus mehreren hundert Polizisten, den sie von ihrer Anzahl noch nicht durchbrechen können. In Lugansk selbst, das ganz im Osten der Ukraine liegt, tauchten heute an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet russische Fahnen auf, um deren Herkunft aktuell eine Diskussion entbrannt ist. Während die Meldung durch soziale Netzwerke geisterte, Lugansker Aktivisten hätten sie gehisst, verbreitet die regierungsnahe Onlinezeitung 0642.ua, Provokateure aus Russland hätten sie angebracht. Die Situation ist sehr unübersichtlich, da die amtierenden Führer der Ostukraine diese beim Gesamtstaat halten wollen und deshalb die Darstellung der Ereignisse zwischen Augenzeugen, sozialen Netzwerken und verschiendenen Onlinezeitungen stets voneinander abweicht.
Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass die ostukrainischen Offiziellen heute versuchen, ihre gestern bei vielen prorussischen Demonstrationen davongeschwommenen Felle nach Möglichkeit wieder einzusammeln. So drohen Teilnehmern an einer gestrigen prorussischen Demonstration in Lugansk und Donezk laut dortiger Onlinezeitungen wegen der Zerstörung ukrainischer Hoheitszeichen und „Aktionen zur Verletzung der ukrainischen Integrität“ Strafverfahren. Letzteres ist nach ukrainischem Recht ein eigener Straftatbestand, der nun gegen prorussische Seperatisten abschreckend angewendet werden soll. Für die folgenden Tage rufen die Offiziellen die Bevölkerung dazu auf, daheim zu bleiben. Die meisten noch amtierenden Regionalführer stammen aus Janukowitschs „Partei der Regionen“ und sind Gegner jedes Seperatismus, da ihnen eher eine spätere Fortsetzung ihrer eigenen Herrschaft in der gesamten Ukraine nach dem Scheitern der Euromaidan-Regierung vorschwebt. Mit einer Abspaltung einzelner russischesprachiger Landesteile wäre die Chance hierzu dahin. Von ihren nach Russland geflüchteten ehemaligen Anführer haben sie sich dabei losgesagt. Ob die Appelle fruchten, wir sich im Laufe der Woche und vor allem an den Abenden zeigen.
Bei den Anhängern des aufstrebenden Ostukrainischen Speratismus sind diese Funktionäre fast so unbeliebt, wie bei Euromaidan-Aktivisten. Das zeigt sehr gut ein gestriger tätlicher Angriff prorussischer Demonstranten auf den Ex-Gouverneur von Donezk, den der Onlinesender donbass.tv ins Netz gestellt hat:
Hier äußert sich auch eine tiefe Vertrauenskrise der östlichen Bevölkerung mit ihren früheren Anführern. Ob sich dadurch ein Schwenk zum Wechsel nach Russland ereignet, bleibt abzuwarten. Volksabstimmungen über Abspaltungen scheinen von vielen gewünsch zu sein. Wenn die Appelle der alten Führer, daheim zu bleiben, nicht fruchten, sind neue Konfrontationen vorprogrammiert.
COMMENTS