Solidarität im Fall Seti: Erst Wissenschaftler, dann Verleger und Buchhändler, jetzt Ärzte

Solidarität im Fall Seti: Erst Wissenschaftler, dann Verleger und Buchhändler, jetzt Ärzte

Mehr als 320 Studenten verschiedener russischer Universitäten, mehr als 2.500 Vertreter der wissenschaftlichen Gemeinschaft, Mitglieder der Jabloko-Fraktion, Buchverleger und mehrere russische Buchhandlungen haben bereits die im Fall Seti (Netzwerk) Verurteilten öffentlich verteidigt.

Nun folgten dem Beispiel russische Ärzte und unterzeichneten einen offenen Brief zur Unterstützung der Angeklagten. Sie forderten die Aufhebung des Urteils. Der Brief wurde auf der Facebook-Seite der Dermatologin Anastasia U. veröffentlicht. Bisher haben über 500 Mediziner diesen Appell unterschrieben.

Die Autoren schreiben, dass sie „von der demonstrativen Grausamkeit des Urteils schockiert“ sind. „Unsere besondere Sorge und Empörung liegt daran, dass der Fall auf Beweisen beruhte, die unter körperlicher und emotionaler Folter gewonnen wurden. Dies ist völlig inakzeptabel, es ist in einer zivilisierten Gesellschaft, in einem Land, in dem das Gesetz herrscht und die Unschuldsvermutung funktioniert, nicht akzeptabel. Und wir würden unser Land – Russland – gerne einfach so sehen“, heißt es in dem Brief.

Auch Sergej Mironow, Parteivorsitzender von Gerechtes Russland, appellierte an die Generalstaatsanwaltschaft und den Obersten Gerichtshof in Sachen Netzwerks. Inzwischen meldete sich auch Gennadi Sjuganow, Vorsitzender der Kommunistischen Partei, zu Wort. Die Haftstrafen, die gegen die Beteiligten im Fall Seti verhängt wurden, sind „eindeutig übertrieben“. Sjuganow ist der Ansicht, dass der Fall sorgfältiger gründlicher behandelt werden müsse. Man müsse nicht in jeder Jugendgruppe „Verschwörer sehen, die dieses System stürzen wollen“, so Sjuganow in einem Interview mit dem Fernsehsender Rote Linie.

Anfang Februar schrieben die Eltern der in den Fall involvierten Personen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen offenen Brief, in dem sie über die Fälschung von Beweismitteln in dem Fall klagten und die Anklage „praktisch ungerechtfertigt“ sei. Sie baten den Präsidenten, sich mit dem Fall zu befassen.

Putins Sprecher Dmitri Peskow antwortete, der Präsident sei mit dem Fall Netzwerk vertraut, aber der Kreml könne die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden nicht stören. „Der Präsident hat sich wiederholt mit dieser Situation befasst und wiederholt angewiesen, alles sorgfältig auf die Einhaltung des Gesetzes zu überprüfen. In diesem Fall ist kein weiterer Eingriff in die Handlungen der Ermittlungsbehörden möglich. Besonders seitens des Staatsoberhauptes“, so Peskow.

Das Militärgericht des Wolga-Bezirks in Penza verurteilte am 10. Februar sieben Mitglieder einer Gruppe Netzwerk. Insgesamt wurden sie zu 86 Jahren Gefängnis verurteilt – zu Haftstrafen von 6 bis 18 Jahren. Die Angeklagten haben wiederholt über Folterungen durch Vollzugsbeamte während der Untersuchung berichtet. Ihre Anwälte legten gegen die Urteile Berufung ein.

[hrsg/russland.NEWS]

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