So werden Kunst und Kultur in Russland in Zeiten von Corona unterstützt!

So werden Kunst und Kultur in Russland in Zeiten von Corona unterstützt!

[von Anastasia Byrka] Diese Woche fand in Russland eine Videokonferenz des Rates für Kultur und Kunst statt, um die coronabedingten Schwierigkeiten kultureller Institutionen zu erörtern.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass Kunstschaffende in Russland nach den Einschränkungen des Frühlings weitgehend wieder mit ihrer Arbeit beginnen konnten, wobei die Theater- und Kinosäle, auf behördliche Empfehlung hin, nur zur Hälfte besetzt sein sollten. Viele Künstlerkollegen aus anderen Ländern sind heute arbeitslos, weil ihre Arbeitsplätze nach wie vor geschlossen sind.

Der Schauspieler und Regisseur Wladimir Maschkow betonte während der erwähnten Konferenz des Rates für Kultur und Kunst, dass das Theater eine gute Möglichkeit biete, seine Ängste zu überwinden, denn „Kreativität war immer ein Ort der Furchtlosigkeit”. Mit einer relativen Normalität in den Theatern, Museen, Zirkussen, in der Konzerttätigkeit und Filmpräsentation könne jedoch erst Mitte 2021 wieder gerechnet werden, mit einem normalen Alltag noch später, meint der Berater des Ratspräsidenten, Wladimir Tolstoj. Weder staatliche Institutionen noch der nichtstaatliche Sektor der kreativen Industrie können, seiner Meinung nach, schmerzfrei und ohne zusätzliche Unterstützung diese schwierige Zeit überleben. Während der vollständigen Quarantäne haben die Theater und Museen alle Ressourcen bereits ausgeschöpft. In vielen Regionen sieht Tolstoj die Situation kritisch und bittet um eine Verlängerung der Unterstützung um mindestens neun Monate im Jahr 2021 – nach Möglichkeit für das gesamte Land.

Der Präsident Russlands, Wladimir Putin, rief dazu auf, kulturelle Ausbildungsstätten offen zu halten und betonte in diesem Zusammenhang die Einzigartigkeit des heimischen, musischen Bildungssystems. Für die Ausrüstung der Kunst- und Musikschulen werden daher im Rahmen des Nationalprojekts „Kultur“ mehr als 8 Milliarden Rubel bereitgestellt. Außerdem existiert ein Vorschlag, den besonderen Status von Kunst- und Musikschulen im russischen Bildungssystem festzuschreiben.

Laut Tolstoj steht jedoch auch die Filmindustrie vor großen Schwierigkeiten, der Markt sei regelrecht kollabiert. Seit der Frühjahrsquarantäne sind 15% der Kinos bis heute geschlossen, wodurch bis Ende des Jahres ein finanzieller Verlust von 40% entstehen könnte. Somit würde die inländische Filmproduktion unrentabel werden. Der Präsident schlug vor, die Verleiher russischer Filme zu unterstützen und versprach in diesem Zuge auch die Zirkussituation zu berücksichtigen – Tolstoj bat um Mittel aus dem Reservefonds, um wenigstens die Tiere mit Futter zu versorgen.

Putin bat darum, Vorschläge zur Unterstützung kultureller Institutionen zu sammeln und vorzulegen und versprach, auch über weitere Maßnahmen nachzudenken. Der Präsident genehmigte die Idee des Filmemachers Karen Schachnasarow, sowjetische und russische Filme in Schulen zu zeigen und beauftragte den Entwurf eines Dekrets zu Ehren des 200. Geburtstags von Ostrowski im Jahr 2023, auf Wunsch des künstlerischen Leiters des Theaters „Et Cetera“, Alexander Kaljagin.

Während der Videokonferenz beklagte außerdem die Leiterin des Duma-Komitees für Kultur, Elena Jampolskaja, die absurde Altersfreigabe vieler Bücher. Zum Beispiel sei für die Schule die Pflichtlektüre „Der Stille Don“ von Michail Scholochow vorgesehen, doch können Kinder es nicht kaufen, da die Altersfreigabe bei 18+ liegt. Im Fernsehen ist „Karlsson vom Dach“ von Astrid Lindgren mit dem FSK 16+ gekennzeichnet. Präsident Putin versprach, Aufträge zum Thema Altersfreigabe zu vergeben.

Der Präsident stimmte auch der Kritik der Witwe Solschenizyns zu, die das Ausschreibungssystem für die Bibliotheksbestückung bemängelte. Er genehmigte den Vorschlag, kleine Verlage mit Fördergeldern zu unterstützen.

Quellen:

http://www.kremlin.ru/events/president/news/64288

[Anastasia Byrka/russland.NEWS]

Foto: A. Savin, Wikimedia Commons, keine Änderungen

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