Silvester – so feiern die Russen ihr Lieblingsfest!

Silvester – so feiern die Russen ihr Lieblingsfest!

[Von Anastasia Byrka] Den Übergang ins neue Jahr feiert man in Russland lange und laut. Bei vielen Menschen beginnen die Feiertage am 31. Dezember und enden erst nach etwa zehn Tagen. Seit Jahren haben die Russen gesetzlichen Anspruch auf Neujahrsurlaub, der etwa acht bis zehn Tage beträgt. Genutzt wird er für den Besuch von Familie und Freunden oder auch für einen kleinen Urlaub im In- oder Ausland.
Das Wichtigste ist aber vor allem die Silvesterfeier vom 31. Dezember auf den 1. Januar, die traditionell im Kreis der Familie verbracht wird.

Rituale und Traditionen

In der langen Geschichte des Festes wurden sowjetische, europäische, amerikanische und andere Traditionen vermischt. Manchmal ist es schwierig, zu unterscheiden, welche Feierlichkeiten aus Russland stammen und welche übernommen wurden. Aber für die Allgemeinheit ist dies nicht von großer Wichtigkeit, denn die Hauptsache sind Rituale und Traditionen, die eine magische Neujahrsatmosphäre schaffen.

Russland.news hat mehrere Traditionen und Bräuche zusammengetragen, ohne die sich die meisten Menschen in Russland das Neujahrsfest nicht vorstellen können.

Der Tannenbaum
Das Haus wird üblicherweise mit Lichterketten, Papierschlangen und Fichtenzweigen (sowohl lebenden als auch künstlichen) geschmückt. Aber vor allem ist das Schmücken des Christbaumes eine alte, liebgewonnene Tradition. Der Schmuck wird sorgfältig im Vorfeld ausgewählt. Normalerweise dekorieren die Menschen ihren Tannenbaum mit Lichterketten, Kugeln, Tierfiguren, Spielzeugen und buntem Lametta. Unter dem Baum stehen natürlich der Väterchen Frost (der russische Weihnachtsmann) und seine Enkelin Snegurotschka.

Väterchen Frost
Der alte, gütige Mann mit dem langen Bart, der Geschenke ins Haus bringt, ist das wichtigste Symbol des Neujahrstages. Der russische Weihnachtsmann hat eine eigene Residenz, die sich im Nord-Westen Russlands in der Stadt Welikij Ustjug befindet. Hierhin reisen jedes Jahr viele Kinder und Erwachsene, um das Fest wirklich märchenhaft zu feiern.

Die Festtafel
In Russland gilt die Vorstellung: je vielfältiger und zahlreicher die Speisen auf der Festtafel, desto angenehmer und erfolgreicher wird das neue Jahr. Die Vorbereitungen werden sehr gewissenhaft ausgeführt. Menüs werden bis ins kleinste Detail geplant, Einkaufslisten erstellt und teilweise wird schon Tage im Voraus mit den Zubereitungen begonnen. Manche Leute versuchen, möglichst viele abwechslungsreiche Speisen zu kochen und damit ihre Gäste zu überraschen. Früher glaubte man, dass der Erfolg im Neuen Jahr auch von der ästhetischen Gestaltung der Festtafel abhängig ist. Aus diesem Grund wird der Tisch mit kostbaren Tischdecken, Tafelsilber sowie -geschirr gedeckt. Bei der Auswahl der Speisen werden in der Regel traditionelle bevorzugt: Salate wie „Oliwje” oder „Schuba“ (Heringssalat), Kaviar und Käse, Braten mit Kartoffeln, Gemüse und als Abschluss Torte und Tee. Hauptgetränk des neuen Jahres ist Champagner.

Die Geschenke
Kein Neujahrstag ohne Geschenke! Schon Anfang Dezember fangen die Menschen an, in Läden nach passenden, schönen Präsenten für Familie und Freunde zu schauen. Wenn das Geschenk ausgewählt ist, wird es schön verpackt und unter den Baum gelegt. Das feierliche Auspacken findet bereits in der Nacht kurz nach 24 Uhr am 1. Januar statt. Den ganz Kleinen, die schon früher ins Bett müssen, bringt Väterchen Frost die Geschenke in der Nacht und hinterlässt sie unter dem Tannenbaum für den nächsten Morgen.

Der Neujahrswunsch
Die Leute glauben daran, dass sich diejenigen Wünsche im kommenden Jahr erfüllen, die sie sich während des Glockenspiels um Mitternacht erhoffen. Nach dem Wünschen muss man unbedingt die Gläser mit Champagner heben und auf das neue glückliche Jahr trinken!

Die Korrespondentin von Russland.news hat einige Russen befragt, wie sie das Neujahrsfest normalerweise feiern.

Alexandr Burzew, 29-järiger Chefentwicklungsingenieur aus Moskau:
„Mit den Jahren habe ich angefangen, das Feiern mit der Familie und Freunden zu schätzen. Eine Haupttradition meiner Familie ist das Hören der Neujahrsansprache des Präsidenten. Dabei ist uns egal, wie patriotisch sie vielleicht klingen mag. Auch auf Neujahrspartys in anderen Ländern haben wir stets der Rede zugehört. Was für mich eine neue Tradition wurde, ist das Wechseln des Ortes, an dem meine Frau und ich das Fest feiern. Ort und Art sind immer unterschiedlich und dürfen sich nicht wiederholen. Ich begrüßte das neue Jahr in Moskau beim Mortal-Combat-Spielen, auf dem Snowboard, in einer internationalen und kaum bekannten Firma in der Nähe von London… Dieses Jahr werden wir Silvester zusammen mit Freunden in Tiflis feiern.

Tatjana Larina, 56-järige Buchhalterin aus Tula:
Mein Geburtstag ist am 25. Dezember. Also habe ich bereits vor dem Neujahrstag etwas zu feiern! Für Silvester decke ich einen großzügigen Tisch, an dem meine Familie – meine Kinder und Enkel – in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar zusammenkommen. Der Neujahrstisch muss unbedingt etwas Besonderes und Luxuriöses sein!

Veronica Schabaschowa, 36-järige Musikerin, Violinistin, Sängerin, Schauspielerin und Autorin der Lieder aus Woronesch und Moskau:
Künstler feiern Silvester oft bei der Arbeit, aber manchmal gelingt es, diese Nacht zu Hause zu verbringen, im Familienkreis und mit engen Freunden. Ich packe sehr gerne für alle Geschenke ein und lege sie unter den Weihnachtsbaum. Und sofort, wenn es Mitternacht schlägt, fangen die Gäste an, ihre Geschenke zu suchen. Das Auspacken ist der liebste und wichtigste Moment der Neujahrsnacht. Es ist total egal, was es für Geschenke gibt. Der Moment selbst erinnert einen an die Kindheit. Meine Mutter hatte immer die schönsten Feiertage ausgerichtet. Ganz egal, wie die Festtafel aussieht – aber der „Oliwje“ Salat ist ein Muss. Kurioserweise kommt das Neujahrsgefühl ohne die Rede des Präsidenten nicht auf. Und auch ohne Glockenspiel darf nicht fehlen. Viele Traditionen aus der Kindheit haben wir vielleicht mit der Zeit verändert, aber solange es noch Traditionen gibt, gefällt es mir, sie auch zu feiern.

[Anastasia Byrka/russland.news]

Foto: Kgbo, Creative Commons 4.0 über Wikimedia Commons, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en, keine Änderungen

COMMENTS