Schafft die Kultur, was die die Politik nicht kann?

Während diese Zeilen geschrieben werden, sitzt Präsident Putin im Moskauer Konservatorium und genießt unter anderem Werke des russischen Komponisten Sergej Prokofjev, dessen 125. Geburtstag bevorsteht und der in Russland ganz groß gefeiert wird.

An und für sich wäre das keine besondere Nachricht. Sie wird besonders durch die Tatsache, dass, während in Deutschland von gewissen Medien die übelsten, irrwitzigsten Szenarien beschrieben werden, wie Putin durch Unterwanderung Deutschlands mit perfekten Killern die Macht in Deutschland und vielleicht Europa übernehmen will, ein großes Orchester – man darf ruhig sagen ein grandioser Klangkörper – aus zwei Orchestern bestehend Prokofjev spielt: aus dem St. Petersburger Mariinski-Orchester und den Münchner Philharmonikern unter der Leitung von Valery Gergiev. Der weltweit geschätzte russische Dirigent ist Intendant des Mariinski-Theaters und gleichzeitig Chefdirigent der Münchner Philharmoniker.

Gergiev ist aber „nicht nur“ Intendant und Chefdirigent er hat 2013 zusammen mit der Musikwissenschaftlerin Tatjana Rexroth die Russisch-Deutsche Musikakademie gegründet, die den Austausch zwischen Nachwuchstalenten beider Länder intensivieren soll.

Ursache für diese Gemeinschaft beider Orchester ist neben der Person Gergievs sicher auch, dass es fast ein Charakterzug „der Bayern“ ist, aufmüpfiger zu sein und sich nicht so ohne weiteres fremdbestimmen zu lassen – und schon gar nicht von Preußen -, sei es in Sachen Kultur, Wirtschaft oder Politik, was man am Besuch des bayrischen Ministerpräsidenten Seehofer in Moskau (der in Berlin großen Unmut hervorgerufen hat) sehen kann.

Da es in Bayern schon immer galt, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden – ein Volkscharakterzug – fand vor dem Konzert ein Treffen bayrischer Unternehmer mit Präsident Putin statt.

Im November werden beide Orchester unter Gergiev in München Sergej Prokofiev ehren.

Als durch die Berliner Politik schwerst geschädigter bayrischer Russe oder russischer Bayer muss man manchmal in Träume flüchten, um seinen Schmerz erträglich zu machen: Ist das vielleicht doch ein Neubeginn? Давай Бога! – Gebe es Gott!
(Hanns-Martin Wietek/russland.ru)

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