Russlands Zentralbankchefin: „Zukunft ist unklarer denn je“

Russlands Zentralbankchefin: „Zukunft ist unklarer denn je“

Die Chefin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina, hält die Zukunft für „unklarer denn je“. Dies sagte sie auf dem Finopolis Banking Forum in Moskau, als sie Sergei Sсhwetsow, den Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Moskauer Börse, vorstellte. „Im Prinzip kenne ich niemanden, der mehr neue Ideen hervorbringt als Sergei Anatoljewitsch (Sсhwetsow). Für uns in der Zentralbank war er immer ein interner Zukunftsforscher, ein Visionär, und jetzt, wo die Zukunft unklarer denn je ist, vermissen wir dich ganz besonders, Sergej Anatoljewitsch“, so Nabiullina.

Sie sagte auch eine schwere Krise der Weltwirtschaft voraus. Ihrer Meinung nach hat sich das Gleichgewicht der Risiken für die Weltwirtschaft im Herbst 2022 in Richtung eines schwerwiegenderen Szenarios verschoben, bei dem eine ausgewachsene globale Krise nicht ausgeschlossen ist. Es sei sehr wahrscheinlich, dass sie in ihrem Ausmaß mit den Ereignissen von 2008 und 2009 vergleichbar sein wird.

Zu Beginn des Forums berichtete die Zentralbank, dass sich der Handelsbilanzüberschuss in den ersten zehn Monaten des Jahres gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021 mehr als verdoppelt hat. Eigentlich ist dies eine sehr gute Nachricht. Früher hätte das bedeutet, dass Russland seine Ausfuhren stark erhöht hat. Heute ist der Überschuss jedoch auf einen starken Rückgang der Importe und Kapitalabflüsse zurückzuführen. Das bedeutet, dass das Land zwar über reichlich Devisen verfügt, diese aber aufgrund der Sanktionen nicht ausgeben kann. Der Saldo zu Gunsten Russlands beträgt bereits 215 Milliarden Dollar.

Trotzdem sind einige führende russische Finanzfachleute optimistisch. So sagte Chef der Rechnungskammer Alexei Kudrin in einem Interview, dass der Rückgang des BIP, der auf sieben Prozent prognostiziert wurde, in diesem Jahr etwa drei Prozent betragen könnte.

Auch viele Banker waren offensichtlich gut gelaunt, zum Beispiel der Chef der Sberbank, German Gref. Sber hat zum ersten Mal seit Monaten seine Finanzzahlen veröffentlicht. Von Januar bis Oktober hat die größte Bank Russlands einen Gewinn von 50 Milliarden Rubel erzielt und damit die Gewinnschwelle erreicht. Allerdings ist der Gewinn im Vergleich zu den zehn Monaten des letzten Jahres um 95 Prozent gesunken.

Seit dem Beginn der Kämpfe in der Ukraine gibt es Gerüchte, dass Nabiullina Präsident Putin um ihren Rücktritt gebeten haben soll. Er ließ sie jedoch nicht gehen.

[hrsg/russland.NEWS]

COMMENTS