Russlands Goldminen steigern Fördermengen

[Moskau-gtai] – Russlands Goldminen steigern ihre Ausbeute. Die Bergwerksbetreiber profitieren von der Rubelabwertung, denn ihre Einnahmen aus dem Export von Gold sind umgerechnet mehr wert. Für Anbieter von Bergbautechnik ist das ein positives Signal, weil für Mengensteigerungen bessere Abbaumethoden gebraucht werden. Allerdings sind auch die Importpreise für Bergbautechnik gestiegen. Dies beeinträchtigt die Absatzchancen deutscher Hersteller.

Russische Bergwerke förderten 2014 rund 272 Tonnen Gold (mehr als 8,75 Mio. Unzen). Damit stieg Russland zum zweitgrößten Goldproduzenten der Welt auf. Nur die VR China baute noch mehr Gold ab: 465,7 Tonnen (etwa 15 Mio. Unzen). Auf den 3. Rang kam Australien mit 269,7 Tonnen (8,67 Mio. Unzen), berichtet Thomson Reuters GFMS.

Polyus Gold baut Anreicherungsfabriken im Krasnojarsker Gebiet aus

Der Konzern Polyus Gold plant, seine Förderung bis zum Jahr 2020 um ein Drittel auf 500.000 Unzen zu steigern. Nachdem die Investitionen in die große Goldlagerstätte Natalka (Natalkinsk) im Gebiet Magadan 2014 gestoppt wurden, soll der Zuwachs der Fördermenge auf Basis der bestehenden Minen erzielt werden. Polyus konzentriert sich in seiner Entwicklungsstrategie aktuell auf das ostsibirische Gebiet Krasnojarsk. Dort befindet sich die Lagerstätte Olympiada, wo Vorkommen von 933 Tonnen Gold vermutet werden. Die Anreicherungsfabriken Olimpiada, Werninskoje und Titimuchta arbeiten auf vollen Touren.

Rund 350.000 Unzen mehr Gold sollen aus den Krasnojarsker Lagerstätten dadurch gewonnen werden, dass die Anreicherungsfabrik in Titimuchta umgerüstet und die Verarbeitung von Erzgestein um 25% auf 3 Mio. Tonnen pro Jahr erhöht wird, das Verfahren der Haufenlaugung für goldarmes Erz an der Lagerstätte Blagodatnoje eingeführt wird und die Verarbeitung von Erzgestein in der Anreicherungsfabrik Blagodatnoje um ein Drittel auf 8 Mio. Tonnen pro Jahr steigt. Diese drei Maßnahmen sollen bis Ende 2018 realisiert werden.

Zusätzlich 120.000 bis 160.000 Unzen kann die Lagerstätte Werninskoje im Gebiet Irkutsk beisteuern, wo die Förderung von Erzgestein von jährlich 2,2 Mio. Tonnen auf 3,6 Mio. bis 5,0 Mio. Tonnen erhöht werden soll. Weitere 50.000 Unzen könnte die Haufenlaugung goldarmer Erze aus der Lagerstätte Kuranach in Jakutien erbringen.

Ursprünglich hatte Polyus Gold geplant, die Maßnahmen zur Produktionssteigerung zeitgleich mit der Erschließung der Lagerstätte Natalka durchzuführen. Allerdings bewertete das Unternehmen im Februar 2015 die Geologie und die Ressourcen der Lagerstätte grundlegend neu. Jetzt wird dort nur noch halb so viel Gold vermutet: 16 Mio. Unzen. Das Projekt Natalka wird aber nicht komplett ad acta gelegt, immerhin hat Polyus bereits 42 Mrd. Rubel investiert. Anfang 2017 könnte an der Lagerstätte doch eine Anreicherungsfabrik in Betrieb genommen werden, sagte Generaldirektor Pawel Gratchev. Um die finanziellen Risiken der Erschließung von Natalka zu teilen, führt Polyus gegenwärtig Gespräche mit Goldproduzenten aus der VR China. Hauptanteilseigner von Polyus Gold ist der Oligarch Suleiman Kerimov.

Russkaja Platina erweitert das Bergwerk Tschernogorsk

Russkaja Platina, der größte Platinproduzent des Landes, kündigte an, im Bergwerk Tschernogorsk bei Norilsk ab Oktober 2015 mit den ersten Ausbauarbeiten zu beginnen. Ursprünglich sollte der Startschuss bereits 2013 fallen. Neben Platin sollen vor Ort Gold, Nickel, Kupfer und Palladium gefördert werden. Eine Anreicherungsfabrik wird ab 2017 den Betrieb aufnehmen.

Der dynamischste russische Goldförderer ist Polymetall. Die Goldminen dieses Konzerns haben 2013 ihren Ausstoß um 43% steigern können. Künftig will der Konzern im Gebiet Magadan weiter wachsen.

Nordgold investiert 260 Mio. US$ in Jakutien

Unternehmen mit ausländischen Kapitalanteilen fördern etwas mehr als 20% des russischen Goldes. Dazu zählen Tschukotka GGK (Kinross Gold) und Nordgold NV (registriert in den Niederlanden; gehört zu 88,2% Aleksej Mordaschow, dem Inhaber des russischen Stahlkonzerns Severstal). In den Erhalt und den Ausbau der Goldmine Gross im Gebiet Olekminsk (Republik Sacha – Jakutien) investiert Nordgold 2015 etwa 260 Mio. US$, sagte Generaldirektor Nikolai Zelenskij.

Ausdrücklich wies Zelenskij darauf hin, dass sich die Rubelabwertung positiv auf die Rentabilität des Goldbergbaus in Russland und auf die Finanzausstattung von Nordgold ausgewirkt hat. Diese finanziellen Vorteile und die gesunkene Nachfrage nach Bergbautechnik will das Unternehmen 2015 nutzen, um antizyklisch zu investieren. Weitere 95 Mio. $ Investitionen sind für die Goldmine Bouly in Burkina Faso vorgesehen.

Die Zukunft des Goldabbaus in Russland sieht Zelenskij jedoch skeptisch. Vorkommen, die seit Jahrzehnten bekannt sind und abgebaut werden, neigen sich ihrem Ende zu. Dagegen wird zu wenig für die geologische Erkundung neuer Lagerstätten getan. Das System der geologischen Grundlagenforschung sei praktisch zusammen mit der Sowjetunion untergegangen. Neue Lagerstätten werden nur noch sporadisch entdeckt und in einem unzureichendem Umfang erkundet.

Goldförderer optimieren Kosten

Auf die sanktionsbedingte Finanzierungskrise reagierten die russischen Goldförderer 2014 mit Kostenoptimierungen. Dazu gehörten die Entlassung von Personal, das Aussetzen von Dividendenzahlungen und Einsparungen bei den geologischen Erkundungsarbeiten. Dies berichtet der Branchenverband Sojuz Solotopromyschlennikov (Union der Goldproduzenten). Außerdem bewerteten die großen Goldkonzerne ihre Aktiva neu, denn die Weltwirtschaftskonjunktur hat sich eingetrübt und der Goldpreis etwas nachgegeben. Die Unternehmen Polyus Gold und Petropawlowsk beschlossen, die Aufnahme der Goldproduktion an den Lagerstätten Natalka und Malomyr aus Kostengründen zu verschieben. Dies betrifft auch die Beschaffung notwendiger Bergbautechnik.

Goldminen, deren Rentabilität als zu gering eingeschätzt wird, sollen verkauft werden. Doch der M&A-Markt in der russischen Goldbranche rührt sich nicht von der Stelle. Es herrscht allgemein eine abwartende Haltung bei den Akteuren – in der Hoffnung, recht bald mit geringem finanziellen Aufwand unverändert weiter machen zu können. Strukturveränderungen sind nicht zu erkennen.

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