[Von Ullrich Umann Moskau-gtai] – Die Nachfrage nach Werkzeugmaschinen bleibt in Russland groß. Dabei ist das Land von Importen abhängig. Deutsche Hersteller hielten im Jahr 2013 solide Lieferanteile. Trotz Rezessionsgefahr, steigender Finanzierungskosten und Importverteuerung auf Rubelbasis ist ein abrupter Umsatzeinbruch für deutsche Werkzeugmaschinenbauer 2014 eher unwahrscheinlich. Der hohe Bedarf spricht dagegen. Dennoch sollten die Absatzbemühungen verstärkt werden.
Der deutsche Werkzeugmaschinenbau hat seine herausgehobene Position in Russland halten können. Nach Angaben des Statistischen Amtes in Wiesbaden hat die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie im Jahr 2013 Produkte im Gesamtwert von 518,2 Mio. Euro nach Russland geliefert. Dies entsprach einer Zunahme um 8,2% gegenüber dem Vorjahr. Mit einem Anteil von 5,7% an den Gesamtexporten des deutschen Werkzeugmaschinenbaus lag Russland als Zielland auf dem dritten Platz nach der VR China (Lieferanteil von 24,9%) und den USA (10,2%).
Russland: Einfuhr von Werkzeugmaschinen aus Deutschland (in Mio. US$, Veränderungen in %)
Quelle: Zolldienst der Russischen Föderation, Moskau, 2014
Wie die Zeitschrift Ekspert berichtete, benötigt die russische Industrie bis zum Jahr 2017 metallbearbeitende Maschinen, Anlagen zur Verfahrensautomatisierung sowie Schmiede-, Pressund Gussausrüstungen im Wert von 100 Mrd. Rbl (circa 2 Mrd. Euro, EZB-Wechselkurs vom 2.4.14: 1 Euro = 48,69 Rubel) pro Jahr. Trotz der neu implementierten Politik der Importsubstitution ist es unausweichlich, dass ein Großteil der Investitionsgüter mangels inländischen Angebots aus dem Ausland beschafft werden muss.
Vorerst sind russische Werkzeugmaschinenhersteller gezwungen, Investitionsgüter im Ausland einzukaufen. Anders können sie ihren Kapitalstock nicht modernisieren. Unterstützt werden sie dabei fallweise durch den Staat mit Zinssubventionen oder nicht rückzahlbaren Zuschüssen. Der Importzwang ist darauf zurückzuführen, dass der nationale Werkzeugmaschinenbau im Zeitraum von 1991 bis 2012 um das Zwanzigfache eingebrochen ist, und zwar von einem Jahresausstoß von 70.000 Maschinen auf 3.000. Inzwischen ist der Anteil des heimischen Werkzeugmaschinenbaus an der Entstehung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 0,03% geschrumpft.
Die Einfuhr hochwertiger Werkzeugmaschinen ist somit Voraussetzung dafür, den russischen Maschinenbau mittelfristig in die Lage zu versetzen, Produkte höherer Qualität und mit verbesserter Funktionalität in ausreichenden Stückzahlen und zu akzeptablen Kosten liefern zu können. Zu häufig ist in den Betrieben des russischen Maschinenbaus und der Metallverarbeitung noch Technologie aus den1960er und 1970er Jahren im Einsatz.
Um den russischen Werkzeugmaschinenbetrieben mehr Planungssicherheit zu bieten, erhalten sie von der staatlich kontrollierten Wirtschaft langfristige Lieferaufträge, unter anderem von der Verteidigungsindustrie sowie der Raum- und Luftfahrt. Dadurch wird der Werkzeugmaschinenbau in die Lage versetzt, seinen eigenen Beschaffungsbedarf bei Werkzeugmaschinen besser identifizieren zu können. Zusätzlich erhalten Banken mehr Sicherheiten zur Finanzierung notwendiger Maschineneinfuhren.
Neben der Modernisierung des Kapitalstocks in den russischen Maschinenbaubetrieben unterstützt der Staat auch die Entwicklung moderner Technologien, die auf den neu eingeführten Maschinen in Russland in Serie gehen sollen. Zu diesem Zweck werden Institute aus dem Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) zusammengelegt und näher an die Industrie herangeführt. Dies schließt auch Engineeringfirmen ein.
Russland: Inbetriebnahme von Maschinenbaukapazitäten im Januar/Februar 2014
Quelle: http://www.i-mash.ru
Die Talfahrt im russischen Werkzeugmaschinenbau hat sich im Jahr 2013 fortgesetzt. Gegen den Rückgang im Maschinenbau stemmen sich mit Vehemenz das Ministerium für Industrie und Handel zusammen mit dem Spezialverband des Werkzeugmaschinenbaus Stankoinstrument und dem Maschinenbauverband Sojuz Maschinostroitelej. Seit 2011 werden Entwicklungspläne geschmiedet und Konzepte für den Sektor ausgearbeitet. Diese werden jedoch nach eigenen Angaben frühestens im Jahr 2016 greifen. Bis dahin bleibt die Importabhängigkeit sehr hoch.
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