Russland bietet der Türkei mehr und billigeres Erdgas

Der russische Präsident Wladimir Putin hat mehr und billigere Erdgaslieferungen für die Türkei angekündigt. Während eines Türkei-Besuches sagte Putin am Montag vor der Presse, die Lieferungen über die türkische Schwarzmeerpipeline würden künftig um drei Milliarden Kubikmeter erhöht und gleichzeitig zum Jahreswechsel um sechs Prozent billiger. Die Türkei werde für 1000 Kubikmeter Erdgas 420 US-Dollar an Russland zahlen.

Putin, der in der Türkei auch an der fünften Sitzung der bilateralen hochrangigen Kooperationskommission teilgenommen hatte, bezeichnete die Türkei als einen sehr bedeutenden Handelspartner seines Landes und als wichtigen Kunden russischer Gas- und Ölexporte. Zudem werde sich Russland aktiver an Finanz-, Infrastruktur- und Verkehrsprojekten in der Türkei beteiligen.

Die Energieversorgung der Türkei ist stark abhängig von Importen aus dem Ausland. So müssen 98 Prozent der Gasversorgung importiert werden und Russland zählt zu den größten Gaslieferanten für die Türkei. Statistiken zufolge stammen mehr als die Hälfte der türkischen Erdgasimporte von über 45 Milliarden Kubikmetern pro Jahr aus Russland. Von dort importiert die Türkei jährlich auch zwölf Prozent ihres Öls. Und nicht zuletzt baut Russland zurzeit das erste türkische Atomkraftwerk.

Im April des laufenden Jahres hatte das türkische Energieministerium die Hoffnung geäußert, die jährlichen Importe über die Schwarzmeerpipeline von 16 auf 19 Milliarden Kubikmeter zu erhöhen und dafür Rabatte zu erhalten. Nach mehreren Verhandlungsrunden hatten beide Länder dann eine Vereinbarung verabschiedet, die sowohl die Inlandsversorgung als auch der strategischen Rolle der Türkei als Gas-Transitland dient. Beobachter rechnen damit, dass der im Energiesektor so erfolgreiche Putin-Besuch in der Türkei die bilateralen Beziehungen und die Kooperation beider Länder weiter festigen und ausbauen wird.

Die Türkei ist nach Deutschland der wichtigste Abnehmer von Erdgas.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, dass der Bündnispartner Türkei die internationalen Sanktionen gegen Russland nicht unterlaufen soll. Weiter sagte Stoltenberg in Brüssel: „Ich glaube, dass es Folgen haben muss, wenn ein Land für diese Art von aggressiven Handlungen verantwortlich ist, wie wir sie in der Ukraine durch Russland gesehen haben“.

Gleichzeitig erklärte Putin bei einem Besuch in Ankara, dass Russland seine Pläne für den Bau der Erdgasleitung South Stream zur Versorgung Südeuropas, in Höhe von mehreren Milliarden Dollar überraschend aufgegeben hat. „Wenn Europa es nicht verwirklicht haben will, wird es nicht verwirklicht“, sagte der russische Präsident.

„Die russischen Energieressourcen gehen dann auf andere Märkte“, sagte Putin, „Europa wird solche Umfänge jedenfalls nicht bekommen. Russland kann nicht Hunderte Millionen Dollar investieren und dann an der bulgarischen Grenze steckenbleiben“, sagte Putin.

Nach massiven Druck aus den USA und der EU, hatte das Transitland Bulgarien im Juni die Vorarbeiten an dem Pipeline-Projekt ausgesetzt. Washington hatte speziell kritisiert, dass Bulgarien ein russisches Konsortium ausgewählt hatte, um den Teilabschnitt der Leitung durch das Land zu bauen. „Die Position der EU-Kommission ist nicht konstruktiv und entspricht nicht den Wirtschaftsinteressen Europas“, sagte der russische Präsident in Ankara.

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