So lange wurde darüber diskutiert, und so kurz und schmerzlos ging es dann über die Bühne: Fabio Capello, Cheftrainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft, muss nach Hause fahren, mit einem fetten „Schmerzensgeld“ von acht Millionen Euro in der Tasche. Was die Clubs weit mehr bewegt, ist das verschärfte Limit für Legionäre – künftig dürfen nur noch sechs statt sieben auf dem Platz stehen.
Die Sitzung des Exekutivkomitees des RFS war dieses Mal erstaunlich kurz – in die 75 Minuten, die sie dauerte, passt nicht einmal ein Fußballspiel, frotzelte „Sport-Express“ am Dienstag. Dabei wurden zwei äußerst wichtige Entscheidungen getroffen, die sich unmittelbar auf den Fußball auf nationaler- und Vereinsebene auswirken.
„Irgendein guter Mensch wird sich finden“
Zuerst hieß es, Capello würde für den vorzeitigen Rauswurf (er hatte einen Vertrag bis zur Heim-WM 2018) 15 Millionen Euro (fast eine Milliarde Rubel!) bekommen, „Sport-Express“ behauptet jedoch, die Summe mache „nur“ acht Millionen Euro aus. Wer das bezahlen soll, ist vorerst unklar. Interims-RFS-Präsident Nikita Simonjan versuchte das Problem scherzhaft anzugehen: „Irgendein guter Mensch wird sich finden.“ Die russischen Oligarchen sind also wieder einmal aufgefordert, ihre Geldbörsen zu öffnen.
Bis zum Jahresende soll das leidige Problem aus der Welt sein. Eine Frage der allernächsten Zeit ist, wer Capello auf den Trainersessel folgen wird. Ganz hoch im Kurs steht Leonid Sluzki, der seit 2009 ZSKA Moskau coacht und mit ihm schon zweimal russischer Meister geworden ist.
Das Problem ist nur, dass sein Vertrag mit dem Verein ein „Job-Sharing“ mit der Nationalmannschaft verbietet. Das wäre aber eher ein formales Hindernis. Entscheidender könnte sein, dass Klub-Präsident Jewgeni Giner strikt gegen eine Verschärfung des Ausländer-Limits auftritt und sich nun querstellen könnte, wenn es darum geht, Sluzki mit der Sbornaja zu teilen.
Aus „7 plus 4“ wird „6 plus 5“
Ab der kommenden Saison, die übrigens bereits an diesem Wochenende beginnt, dürfen in Russland nur noch bis zu sechs Ausländer auflaufen, vorher waren es sieben. Die Abstimmung darüber war fast einstimmig, es gab nur eine Enthaltung. Interessant ist, dass einflussreiche Klub-Bosse wie Giner, Smorodskaja (Loko Moskau), Galizki (Krasnodar) und Kerimow (Anschi), die sich gegen die Begrenzung aussprechen, der Sitzung fernblieben.
Experten sind der Meinung, die Verschärfung des Limits hänge unmittelbar mit der Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 im eigenen Land zusammen. Im Sinne: eigene Talente sollten begünstigt und gefördert werden.
Für die Vereine bedeutete diese späte Entscheidung unmittelbar vor Saisonauftakt vor allem eine unsichere Transferpolitik in der Vorbereitung, weil man nicht wusste, auf wen man setzen sollte.
[sb/russland.RU]
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