Russischer Botschafter: Kabul ist unter den Taliban besser dran als unter Präsident GhaniDmitri Schirnow Foto: facebook.com/rusembafg

Russischer Botschafter: Kabul ist unter den Taliban besser dran als unter Präsident Ghani

Der russische Botschafter in Afghanistan, Dmitri Schirnow, erklärte, die Lage in der afghanischen Hauptstadt Kabul habe sich nach der Machtübernahme durch die radikalen Taliban verbessert, auch wenn zu Beginn „ein Gefühl der Ohnmacht und des Chaos“ geherrscht habe. Er sagte, die russische Botschaft stehe jetzt unter dem Schutz der Taliban, die der Botschafter als „positiv“ und „angemessene Leute, gut bewaffnet“ bezeichnete. Heute will Schirnow mit hochrangigen Taliban-Vertretern zusammentreffen.

„Die Lage ist ruhig, in der Stadt ist alles in Ordnung, alles hat sich beruhigt. Als gestern die Regierung zusammenbrach und das Regime wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel, gab es in den Straßen von Kabul natürlich keinen Strom mehr, es herrschte Unruhe und es kam zu Plünderungen. In Afghanistan hat praktisch die gesamte erwachsene Bevölkerung, sogar Jugendliche, Waffen, darunter auch Sturmgewehre, und so gab es gestern natürlich einige Schießereien und irgendwo brannte es. Aber das war vor dem Einmarsch der Hauptkräfte der Taliban“, sagte der Botschafter dem Radiosender Echo Moskau. „In der folgenden Nacht wurde kein einziger Schuss abgefeuert, was für Kabul sehr ungewöhnlich ist. Denn unter Ashraf Ghani hatten wir hier – wir leben hier und arbeiten in der Botschaft – jeden Tag, auch nachts, vier oder fünf laute Detonationen… Es gab auch einige Terroranschläge, Explosionen, Minensprengungen …“

Laut Schirnow drangen am 15. August „unbewaffnete Taliban in Kabul ein und boten den afghanischen Sicherheitskräften an, ihre Waffen abzugeben, was diese auch taten, woraufhin sich die afghanischen Sicherheitsdienste sowie das Verteidigungs- und das Innenministerium auflösten, woraufhin Präsident Ashraf Ghani und die gesamte Führungsspitze flohen“.   Schirnow sagte, die Taliban hätten allen Sicherheitskräften und Militärangehörigen Amnestie zugesichert.

„Jetzt stehen wir unter dem Schutz der Taliban, einer ziemlich großen Einheit. Sie machen einen positiven Eindruck, sind sehr anständige Leute und gut bewaffnet …“, so der Diplomat.

Schirnow ergänzte, dass sich Informationen über die Misshandlung von Frauen durch die Taliban nicht bestätigt haben. „Schulen haben geöffnet, auch die für Mädchen. Das haben wir besonders beobachtet, weil gesagt wurde, dass die Taliban Frauen irgendwie schlecht behandeln würden. Dies wurde nicht bestätigt. Wir haben eine Schule in der Nähe, hinter dem Zaun. Auf dem Weg zur Arbeit heute morgen sah ich, dass die Schule in vollem Umfang funktioniert. Man hört das Lachen der Kinder, sie singen Lieder und veranstalten eine Art gemeinsamer Spiele. Alles ist gut.“

Am 15. August drangen die Taliban in Kabul ein, stürmten die Stadt jedoch nicht und schlugen eine friedliche Machtübergabe vor. Der afghanische Präsident Ashraf Ghani trat am selben Tag zurück und verließ das Land. Er begründete seine Entscheidung mit dem Wunsch, Blutvergießen zu vermeiden.

[hrsg/russland.NEWS]

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