Russische Weltraumstation auch für Touristen

Russische Weltraumstation auch für Touristen

Dmitri Rogosin, Chef des staatlichen Unternehmens Roskosmos, hat vorgeschlagen, ein spezielles Modul für Touristen zu konstruieren, um die geplante russische Raumstation ROSS besuchen können, die die Internationale Raumstation ISS ersetzen soll. Damit werde der Weltraumtourismus ins bemannte Orbitalprogramm integriert, ein separates Segment soll Besuche auf der Russian Orbital Service Station ermöglichen, so Rogosin bei einem Vortrag.

Bereits Ende 2020 hatte die Energia Rocket and Space Corporation, der Betreiber des russischen Segments der ISS, vorgeschlagen, den weiteren Betrieb der Station aufzugeben. Die ISS-Crew meldet häufig Probleme auf der Station.

Hinsichtlich des Zustands seiner alternden Module kündigte Roskosmos im April 2021 an, nach 2024 aus dem ISS-Programm auszusteigen. Zeitgleich gab Präsident Wladimir Putin   am Tag der Kosmonautik dem Plan zur Errichtung einer nationalen Raumstation endgültig grünes Licht. Ende Juli erneuerte Roskosmos bei einer Konferenz über die Aussichten für den Betrieb der ISS nach 2024 sein Bekenntnis zum nationalen bemannten Weltraumkomplex in einer erdnahen Umlaufbahn. Die ROSS soll „ein wichtiger Schritt in der Entwicklung eines Programms zur Erforschung des Mondes, Flügen zum Mars und der Umsetzung vielversprechender wissenschaftlicher und technische Programme“ werden.“

Sie soll nicht nur die ISS ersetzen, sondern als Basis für das russische Mondprogramm dienen. Zusätzlich soll die russische Orbitalstation mit einer ausreichend großen Neigung erstellt werden, damit die Flugbahn der Station ganz Russland einschließlich der Arktis abdeckt.

Was ist eine Orbitalstation und wie soll sie aussehen? Es gibt eine Basis, an der Module befestigt werden können – eines für Experimente, eines als Wohnraum der Kosmonauten, das dritte zur Stromerzeugung und nun auch eines für Touristen. Rogosin setzt auf Atomenergie und prophezeit einen nuklear getriebenen Orbitalschlepper, der zwischen den Umlaufbahnen pendelt und Flüge zum Mond und zum Mars sowie in den Weltraum ermöglicht.

Zumindest die Basis für diese ehrgeizigen Ziele soll bis 2028 als Ersatz für die technisch veraltete ISS fertig sein. Wie viel es Russland kosten wird, sein Modul im Weltraum zu bauen, ist offen. Nach Schätzungen von Interfax kann man von 6 Milliarden Dollar sprechen. Die ISS beispielsweise kostete für 15 Dienstjahre 160 Milliarden Dollar, so die Berechnungen der NASA, 100 davon wurden von den Amerikanern bezahlt.

Beim ROSS-Projekt lasten alle Ausgaben ausschließlich auf die Schultern von Roskosmos. Und das Geld für den Bau einer eigenen Orbitalstation ist im Budget noch nicht enthalten.

Die Mittel werden erst 2025 vergeben, nur drei Jahre vor dem geplanten Start. Auch die Kosten, die für die Errichtung eines neuen Bahnhofs geplant sind, müssen erst 2025 angegeben werden. Das heißt, dass in den nächsten drei Jahren niemand endgültig weiß, was zu erwarten ist. Selbst die Designer wissen nicht, wie die Raumstation am Ende aussehen wird.

Roskosmos bleibt wenig Zeit, seine Orbitalstation bis zum angekündigten Zeitpunkt 2028 fertig zu stellen. Es ist demnach nicht unwahrscheinlich, dass Russland nach dem Abschalten der ISS für einige Zeit ohne eigene Station auf Flüge ins All verzichten muss. Aber Roskosmos scheint keine andere Wahl zu haben, wenn der Abbruch der kontinuierlichen Entwicklung der erdnahen Weltrauminfrastruktur verhindert werden soll.

Rogosin erklärte zusätzlich, dass die amerikanischen Sanktionen gegen seine Unternehmen Russland dazu drängen, die ISS zu verlassen. Und dass eine Zusammenarbeit nur möglich ist, wenn es keine Einschränkungen gibt. Aufgaben, die dem russischen Raumfahrtprogramm eine neue Bedeutung geben könnten, gibt es genug: die Reinigung der erdnahen Umlaufbahnen von Weltraumschrott, neue medizinische Experimente und Interorbitalflüge.

[hrsg/russland.NEWS]

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