Russische Universität entwickelt soziales Bewertungssystems „Wir“

Russische Universität entwickelt soziales Bewertungssystems „Wir“

Wassili Uroschenko, Prorektor für Wissenschaft an der Russischen Staatlichen Sozialuniversität (RGSU), hat bestätigt, dass seine Universität eine experimentelle Plattform „Wir“ entwickelt, die ein soziales Rating für Russen auf der Grundlage verschiedener Parameter erstellt. Studenten und Mitarbeitern der Universität wurde angeboten, das System zu testen.

„Im Rahmen des Projekts wollen unsere Wissenschaftler ein modernes soziales Bewertungssystem auf einer eigens dafür geschaffenen Plattform unter Verwendung probabilistischer und statistischer Bewertungsmodelle entwickeln“, teilte der Pressedienst der RGSU mit.

Die Sozialwissenschaftler gehen davon aus, dass dieses System von Behörden aller Ebenen sowie von eigennützigen Vereinen „für die Umsetzung einer schnellen und objektiven sozialen Unterstützung der Bevölkerung“ genutzt werden kann. Die Arbeit an dem System begann vor mehr als einem Jahr. Während dieser Zeit sammelte die Universität Informationen von Befragten, die freiwillig an der Studie teilnahmen. Dazu gehörten Studenten und Fakultätsmitglieder der RGSU.

Wie im Bericht 2022 erläutert, wird die Bewertung in Form eines Codes erfolgen, der aus zwei Komponenten besteht. Beide Komponenten werden zweistellige Zahlen sein: Die erste Ziffer wäre der soziale Status der Person, die zweite Ziffer das soziale Niveau der Person. Zum Beispiel: 47-29. Der soziale Status ist der „Verdienst“ der Person und das soziale Niveau ist eine numerische Darstellung ihrer „Aussichten“ aus der Sicht des Staates.

In der Mitteilung heißt es, dass der soziale Status eines Akademiemitglieds niedriger sein kann als der eines „jungen, unverheirateten Handwerkers, der in einer Maschinenfabrik arbeitet und in seiner Garage Schlitten herstellt, die er an Kinder verkauft“. Die zweite Komponente des Etiketts spiegelt die Erwartungen des Staates an die Entwicklungsreserven des Einzelnen und seine Bereitschaft wider, die Verwirklichung seiner persönlichen Perspektiven zum Wohle des Landes zu unterstützen.

Die Autoren des „Wir“-Projekts schlagen vor, den Scoring-Code mit den persönlichen Daten eines Bürgers wie die Sozialversicherungsnummer SNILS, die Steuernummer TIN, Passdaten und Telefonnummer zu verknüpfen. Der Scoring-Fragebogen soll folgende Informationen ermitteln: Vollständiger Name, Alter, Geschlecht, Höhe des persönlichen und familiären Gesamteinkommens, Familienstand, Ausbildung, Beruf, Qualifikationen, Wohnort, Art und rechtlicher Rahmen des Wohnsitzes (Adresse kann optional angegeben werden), Arbeitsort, Position, Kinder und andere Unterhaltsberechtigte, Schuldenstand, einschließlich Unterhaltszahlungen, medizinischer Status der Person und seiner Angehörigen, Vermögensstatus, Vermögenswerte sowie strafrechtliche Daten über Verurteilungen, Auflagen, Bewährungen und laufende Ermittlungen.

Im Bericht 2022 heißt es, das System würde dazu beitragen, die Bürger nach ihrem Nutzen für den Staat in Klassen einzuteilen: „Wenn die Ressourcen knapp sind, brauchen wir klare Kriterien für ihre Verteilung.“

Der Name des sozialen Bewertungssystems „Wir“ ist eine Anspielung auf den gleichnamigen Roman von Jewgeni Samjatin aus dem Jahr 1920. Sein anti-utopisches beziehungsweise dystopisches Buch, umgehend in der Sowjetunion verboten, soll George Orwell zu seinem Roman „1984“ inspiriert haben.

Ein Sozialratingsystem wird bereits in Hunderten von Städten und Landkreisen in China angewendet. Erste Informationen über Pilotprojekte zum Sozialrating in China erschienen 2014. Das Sozialkreditsystem wurde 2021 offiziell legalisiert.

In China haben Menschen mit einem niedrigen Rating keinen Zugang zu regulären Arbeitsplätzen, erhalten keine Kredite, bekommen keine Fahrkarten und können vom Verleih von Verkehrsmitteln wie Fahrrädern ausgeschlossen werden. Für die Teilnahme an Protesten gegen die Behörden, das Posten regierungsfeindlicher Nachrichten in sozialen Netzwerken, das Verbreiten von Falschmeldungen im Internet und die Weigerung, älteren Verwandten zu helfen, werden Punkte abgezogen.

[hrsg/russland.NEWS]

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