Russische Reaktion auf Tod der Queen Elisabeth II.

Russische Reaktion auf Tod der Queen Elisabeth II.

Auch in Russland wurde der Tod der Queen wahrgenommen. Präsident Putin sprach dem neuen König Charles III. sein Beileid zum Tod von Elisabeth II. Aus.

„Die wichtigsten Ereignisse in der jüngeren Geschichte Großbritanniens sind untrennbar mit dem Namen Ihrer Majestät verbunden. Viele Jahrzehnte lang genoss Elisabeth II. zu Recht die Liebe und den Respekt ihrer Untertanen sowie die Autorität auf der Weltbühne“, sagte Wladimir Putin.

„Ich wünsche Ihnen angesichts dieses schweren, irreparablen Verlustes Mut und Durchhaltevermögen. Ich bitte Sie, den Mitgliedern der königlichen Familie und allen Menschen in Großbritannien die Worte des aufrichtigen Mitgefühls und der Unterstützung zu übermitteln “, heißt es im Telegramm des Präsidenten.

Die Beerdigung von Elizabeth II. wird wohl ohne den russischen Präsidenten stattfinden.

Der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow sagte während einer Pressekonferenz, dass die persönliche Anwesenheit von Wladimir Putin bei der Abschiedszeremonie für Königin Elisabeth II. von Großbritannien nicht berücksichtigt werde.

Es gibt kein Protokoll, das die Teilnahme russischer Vertreter an der Beerdigung der Königin regelt. „Dies sollte alles entweder vom königlichen Hof oder von den britischen Behörden bekannt gegeben werden. Bisher gab es keine derartigen Ankündigungen“, so Peskov.

Königin Elisabeth II. hatte vor 28 Jahren Russland besucht. Vom 17. bis 20. Oktober 1994 stattete sie einen offiziellen Besuch ab. Dies war der erste Besuch eines amtierenden britischen Monarchen im heutigen Russland in der Geschichte der bilateralen Beziehungen. Nach dem Protokoll darf Ihre Majestät einem anderen Land nur einmal einen offiziellen Besuch abstatten.

Damals besuchte die Königin in Begleitung des russischen Präsidenten Boris Jelzin das Bolschoi-Theater, besichtigte Moskau und nahm an Veranstaltungen in St. Petersburg teil.

Wladimir Schewtschenko, der damalige Leiter des Protokolls im Kreml, erzählte später, dass alle Sicherheitsdienste in Russland buchstäblich „auf Zack“ waren, um die Sicherheit und das Protokoll bei einem so wichtigen Ereignis zu gewährleisten. Wenn die Königin ein Land besucht, das an ein Meer grenzt, muss sie – als Vertreterin einer großen Seemacht – laut Protokoll auf dem Seeweg ein- oder ausreisen. So stiegen Elisabeth II. und ihr Mann am 17. Oktober auf dem Moskauer Flughafen aus dem Flugzeug, von wo aus sie in einem königlichen Rolls Royce direkt zum Kreml gefahren wurde. Die letzten beiden Tage ihres Besuchs verbrachten die Königin und ihr Ehemann in St. Petersburg, wo sie die Peter-und-Paul-Festung, die Eremitage und das Mariinsky-Theater besichtigten. Am 20. Oktober gab die Königin ein Abschiedsdinner an Bord der Yacht „Britannia“, die mehrere Tage in einem Hafen von St. Petersburg gelegen hatte.

Der Besuch der Königin verlief nicht ohne einige Peinlichkeiten. Jelzin wollte der Königin zum Beispiel aus dem Mantels helfen. Das königliche Protokoll verbietet jedoch, den Monarchen zu berühren, aber Boris Jelzin hatte dies vergessen. Elisabeth II. ließ sich nicht beirren und wich geschickt den Händen des Präsidenten aus.

Queen Elizabeth mit Boris Jelzin, der anscheinend an ihrer Jacke nestelt.

Ein anderer Fauxpas tauchte nie in russischen Quellen auf, wurde aber in der westlichen Presse ausführlich beschrieben. So schrieb „Der Spiegel“ damals: „Bei einem Empfang für Elizabeth II., vergangene Woche in Moskau kam der Politiker (Präsident Jelzin – Red.) hinter der britischen Königin zu stehen. Als Jelzin mit der rechten Hand am Saum der königlichen Kostümjacke zu nesteln schien, drückte ein Fotograf ab. »Nein, Boris, sie hat keinen Flachmann bei sich«, stichelte das Boulevard-Blatt Daily Mirror im Text zum veröffentlichten Bild. Andererseits hätte der russische Präsident wissen müssen, so die Zeitung, dass die Queen „nie Geld bei sich trägt, geschweige denn harte Sachen“.

Wie der Diplomat Anatoly Adamischin in seinem Buch „The English Divertissement“ berichtet, verlief auch der letzte Abend nicht ohne Fauxpas. Bevor Boris Jelzin seinen Trinkspruch aussprach, „schlug er plötzlich laut mit der Faust auf den Tisch, um der Königin, die vor Beginn seiner Rede mit einem Holzhammer auf den Tisch geschlagen hatte, eine Standpauke zu halten“. Elisabeth II. ließ sich nicht beirren und reagierte auf typisch englische, aristokratische Weise: „Halb im Scherz, halb im Ernst, schlug sie die Hände zusammen und seufzte leicht.“

Viele Russen sind vom Tod der britischen Königin wirklich bewegt, obwohl die Beziehungen zwischen Russland und Großbritannien kaum als freundschaftlich bezeichnet werden können. Dies ist eindeutig nicht nach dem Geschmack der regierungsfreundlichen Journalisten, die bei dieser Gelegenheit die Russen scharf kritisieren.

Der Journalist, Experte für russische Außenpolitik und ehemaliger Diplomat Alexander Baunow reagierte in seinem Telegram-Kanal darauf so:

„Die Propagandisten und Kriegshetzer sind offensichtlich verärgert, dass das einfache russische Volk sich für den Tod der Königin von England interessiert, ja sogar darüber traurig ist“, schrieb er. Anscheinend würden „die Russen ihren Namen und ihr Gesicht besser kennen“ als die von Helden, die die Propaganda erfindet. Das würde nicht in das Bild passen, „wonach ein Russe alles Fremde und vor allem die feindliche Königin hassen, sich aber für diejenigen interessieren und über diejenigen traurig sein soll, auf die man ihm hingewiesen wird“. 

Die Königin ärgere „die selbsternannten Träger und Verbreiter traditioneller Werte, indem sie sie daran erinnert, wie Tradition und Werte aussehen, klingen und sprechen und womit sie sich von Werten der Straße unterscheiden“. Neben ihr wirken sie „wie Barbaren, die gestern noch keine Hose geschweige denn einen Smoking getragen haben“.

COMMENTS